Sicherheit und Gesundheit

ALTANA handelt nach dem Prinzip „Safety First“ und setzt auf eine wirksame Sicherheitskultur. Technische und organisatorische Maßnahmen sowie Schulungen tragen dazu bei, die Arbeitssicherheit zu erhöhen und das Thema fest im Bewusstsein der Belegschaft zu verankern. Auch 2022 stand der Gesundheitsschutz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen der Coronavirus-Pandemie im Mittelpunkt unseres Handelns.

Arbeitssicherheit und betrieblicher Gesundheitsschutz haben bei ALTANA oberste Priorität. Auch in diesem Jahr ist es uns gelungen, die Zahl der gemeldeten Arbeitsunfälle an unseren Standorten weiterhin auf einem niedrigen Niveau zu halten.

Das Jahr war von großen Herausforderungen geprägt. Allen voran die anhaltenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, der Krieg gegen die Ukraine und die Energiekrise führten bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Belastungen und Unsicherheiten. Dies dürften einige Gründe dafür sein, dass gerade an den deutschen und europäischen Standorten eine Zunahme der verhaltensbasierten Unfälle zu verzeichnen war. Es handelt sich zumeist um nicht-chemiespezifische Unfälle, die zu geringen Ausfallzeiten geführt haben. Bezogen auf den WAI 1, also die Zahl der gemeldeten Arbeitsunfälle mit Ausfallzeiten von einem Tag oder mehr pro eine Million Arbeitsstunden, konnte ELANTAS die Zahl nochmals deutlich senken, während bei BYK, ECKART und ACTEGA ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen war. Einige Produktionsstandorte zeichnen sich ganz besonders durch ihre Arbeitssicherheit aus: Seit mindestens zehn Jahren ohne Unfall sind ACTEGA Foshan, BYK und ELANTAS in Tongling, ECKART Zhuhai und ELANTAS Beck India in Pune. Mehr als fünf Jahre ohne Unfall sind die Standorte von ELANTAS in Zhuhai (sechs Jahre) und ACTEGA do Brasil in Santana de Parnaíba (fünf Jahre). Weitere acht Standorte sind seit mindestens drei Jahren unfallfrei.

Weitere Zahlen und Fakten dazu finden Sie im Konzernlagebericht ab Seite 70 f.

Maßnahmen im Zuge der Coronavirus-Pandemie

Bei der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie haben wir die in 2020 eingeführten Sicherheitsmaßnahmen konsequent weiterverfolgt und der jeweiligen Lage entsprechend angepasst. So konnte sich das Virus auch in diesem Berichtsjahr an keinem unserer Standorte größer ausbreiten. Dazu hat neben der Selbstdisziplin der Beschäftigten auch die bei ALTANA fest verankerte Sicherheitskultur beigetragen. Die Krisenstäbe auf Gesellschafts-, Geschäftsbereichs- und Konzernebene schafften eine klare Entscheidungs- und Kommunikationsstruktur. Zudem standen im ALTANA Intranet alle relevanten Informationen, Regelungen und Empfehlungen zum Umgang mit dem Coronavirus zentral zur Verfügung.

In Abhängigkeit von der jeweiligen Lage und den gesetzlichen Vorgaben wurden an den einzelnen Standorten spezifische Maßnahmen umgesetzt. So senkten nicht nur strenge Hygiene- und Abstandsregeln, sondern auch die verstärkte Nutzung des mobilen Arbeitens das Risiko, Infektionen von außerhalb in den jeweiligen Standort hereinzutragen. Damit diente das mobile Arbeiten nicht nur dem Schutz der Personen, die von zu Hause arbeiten können, sondern vor allem auch dem Schutz der Beschäftigten, die aufgrund ihres Tätigkeitsprofils weiterhin am jeweiligen Standort arbeiteten. In verschiedenen Regionen wurden von den Gesellschaften Impfkampagnen angeboten. Neben den deutschen Standorten sind hier ELANTAS und ACTEGA in Brasilien und BYK und ELANTAS in Indien zu nennen. In beiden Ländern breitete sich die Coronavirus-Pandemie zeitweise schnell aus und die Standorte ergriffen wirksame Maßnahmen, um sowohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch deren Familien zu schützen. Die Reisetätigkeit wurde nach Möglichkeit schrittweise wieder aufgenommen, bewegt sich jedoch weiterhin auf einem deutlich geringeren Niveau als vor der Coronavirus-Pandemie. Arbeitsbesprechungen fanden überwiegend im virtuellen Raum statt, jedoch mit einer Tendenz hin zu hybriden Veranstaltungen. Für größere interne und externe Veranstaltungen wurden entsprechende Hygienekonzepte erstellt. Lageabhängig wurden einige Veranstaltungen vorsorglich verschoben, abgesagt oder digital übertragen.

Ergonomie

Das Thema „Ergonomie“ stellt einen wichtigen Beitrag zum Arbeits- und Gesundheitsschutz dar. Entsprechend ausgerichtete Arbeitsplätze und Tätigkeiten steigern die Produktivität der Belegschaft und reduzieren krankheitsbedingte Ausfälle. An einigen Standorten wurden Befüllvorgänge von Reaktoren und Aggregaten so umgestaltet, dass neben einer höheren Automatisierung auch ergonomische Gesichtspunkte in den Vordergrund gerückt wurden.

ECKART setzt beispielsweise in den USA am Standort in Painesville ein neues Fördersystem ein, wodurch ein manuelles Befüllen mit Fässern entfällt. Auch am Standort Vétroz in der Schweiz wurde die Zuführung der Rohstoffe und Vorprodukte an die Pulveranlagen durch eine neue pneumatische Förderanlage optimiert. Diese ermöglicht es, dass die Behälter mit dem Rohstoff bzw. Vorprodukt nur noch auf eine Höhe von ca. 50 cm anstelle der zuvor benötigten 2,50 m positioniert werden müssen. Ein ähnliches Konzept verfolgt ACTEGA am Standort Vigo in Spanien, wo nun Feststoffe wie Ruß und flüssige Rohstoffe wie z. B. Latex-Emulsionen automatisch dosiert werden. Alle diese Maßnahmen reduzieren die körperlichen Belastungen und verbessern den Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen eine ungewollte Exposition mit den eingesetzten Stoffen.

Im Berichtsjahr hat ALTANA auch wieder in Hebehilfen investiert. BYK führte am Standort Schanghai in China entsprechende Hebehilfen ein. Hierdurch können Tätigkeiten, für die bislang mehrere Personen nötig waren, nun allein durchgeführt werden. Auch die anderen Geschäftsbereiche haben entsprechende Hebehilfen eingeführt. Hier reicht die Bandbreite von kleinen Gebinden im Bereich unter 50 kg bis hin zur Handhabung von Fässern.

Auch bauliche Veränderungen tragen zur Ergonomie bei. So hat ECKART in Painesville die Böden in der Produktion dahingehend egalisiert, dass sie nun bündig zu den eingelassenen Waagen abschließen. Hierdurch fallen Versatzkanten weg und Gebinde können entsprechend leicht bewegt werden. Ein einfaches und zugleich effektives Beispiel, das bei neuen Anlagen und Gebäuden direkt in der Planung umgesetzt werden kann.

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie und des dadurch weiterhin verstärkten mobilen Arbeitens hatte BYK bereits 2021 damit begonnen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Wesel, Schkopau, Kempen und Moosburg Online-Kurse zur physischen und psychischen Entspannung anzubieten. Diese aktiven Pausen verbessern nachweislich die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Der Erfolg war so groß, dass sie inzwischen deutschlandweit angeboten werden und allen Gesellschaften zur Verfügung stehen.

Exposition reduzieren, Risiken vermeiden

Wie im Kapitel Produkte beschrieben, tauscht ALTANA kritische Stoffe wann immer möglich durch unkritische aus. Ist das nicht möglich, tun wir alles, um das jeweilige Expositionsrisiko zu minimieren.

Eine wirksame Methode hierfür ist das Verwenden geschlossener Systeme. Man versteht hierunter Anlagen, in denen ein ungewollter Stoffaustausch mit der Umgebung ausgeschlossen wird, aber zwischen dem System und der Umgebung ein Energieaustausch (beispielsweise Wärme) möglich ist. In diesem Fall werden möglichst alle Füllvorgänge und Reaktionen so gestaltet, dass eine Exposition verhindert wird. ELANTAS beispielsweise führte am Standort Zhuhai in China sechs luftdichte Mischaggregate ein, deren Füllvorgänge über Pumpen erfolgen. Ein ähnliches Prinzip verfolgt ECKART am Standort Schererville in den USA.

Auch bei analytischen Methoden wird vermehrt auf optische Verfahren gesetzt. BYK nutzt an verschiedenen Standorten in den USA und Deutschland Nahinfrarotsonden, mit denen Messungen direkt z. B. in Reaktoren durchgeführt werden können, ohne dass eine Probe genommen werden muss. Man spricht hierbei von sogenannten nichtinvasiven Testmethoden. Ein Trend, der auch in den anderen Geschäftsbereichen geprüft bzw. umgesetzt wird. Hierbei werden gegenüber nass-chemischen Verfahren Exposition, Unfallrisiken und Abfälle vermieden.

Sicherheit bei chemischen Prozessen

Im Berichtsjahr wurden an den Standorten sicherheitstechnische Bewertungen von Anlagen und Prozessen anhand eines risikobasierten Ansatzes durchgeführt, um den Betrieb sicherer und besser zu machen.

Neben der Vermeidung einer Exposition von Personen und Umwelt steht bei Füllvorgängen auch die Prozesssicherheit im Fokus. So wird insbesondere bei der Zugabe von Feststoffen darauf geachtet, dass dies möglichst in geschlossenen Systemen mit entsprechender Schutzgasatmosphäre geschieht. Die einzelnen Gesellschaften haben hierzu unterschiedliche Sicherheitskonzepte erarbeitet und in entsprechende Anlagen investiert, die das differenzierte Fließverhalten und Anforderungsprofil unterschiedlicher Feststoffe berücksichtigen.

Ein weiteres Beispiel für Maßnahmen, die infolge einer sicherheitstechnischen Bewertung umgesetzt werden, ist die Handhabung von schweren Lasten. ELANTAS hat am Standort Collecchio in Italien die im Lager eingesetzten Gabelstapler verbessert, um die Sicherheit zu erhöhen. Durch Anbringen zweier vertikaler Metallstreben im Rahmen der Fahrerkabine können eventuell hineinfallende Gebinde gestoppt werden. Gabelstapler an weiteren Standorten sollen nun ebenfalls entsprechend nachgerüstet werden.

Schadensereignisse im Detail

Im Berichtsjahr sind, basierend auf der Anleitung zur Berichterstattung global harmonisierter Prozesssicherheitskennzahlen nach ICCA (International Council of Chemical Associations) und der Definition des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), 30 bedeutende Schadensereignisse eingetreten. Bei 29 Ereignissen handelte es sich um Freisetzungen von Chemikalien, bei einem weiteren Vorfall um einen Brand. In einem der Fälle kam es zu einem geringen Austritt einer Chemikalie mit Bodenkontamination und in einem weiteren Fall zu einem mäßigen Überlauf in einen Bach. Der belastete Boden und das verschmutzte Wasser wurden entfernt und fachgerecht entsorgt. Bei vier Ereignissen wurden Personen verletzt, mit einer maximalen Ausfallzeit von vier Tagen.