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Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Nach den Coronaviruspandemie-bedingten Rückgängen der Wirtschaftsleistung 2020 war das Jahr 2021 durch eine außerordentlich starke nachfragegetriebene Konjunkturentwicklung geprägt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt aktuell den Anstieg der globalen Wirtschaftsleistung für das Jahr 2021 auf 5,9%. Die sich Ende 2020 schon abzeichnende Erholung der Weltwirtschaft setzte sich im Verlauf des Jahres in etwa auf dem für 2021 prognostizierten Niveau fort. Trotz wiederkehrender Infektionswellen konnten erneute umfassende Lockdownmaßnahmen mit massiven Auswirkungen auf die Industrie durch den Einsatz der neu entwickelten Impfstoffe und erweiterter Testkapazitäten weitgehend abgewendet werden. Als Folge der stark angezogenen Nachfrage stiegen im Jahresverlauf jedoch die Energie- und Rohstoffpreise signifikant an. Eine Verknappung von Serviceleistungen und Transportkapazitäten im Logistikbereich wirkte sich zusätzlich beeinträchtigend auf die globalen Lieferketten und die Entwicklung der Wirtschaftsleistung der einzelnen Volkswirtschaften aus. Alle Länder erzielten im Jahr 2021 solide bis hohe Wachstumsraten. Dadurch erreichten oder übertrafen viele Regionen das Vorkrisenniveau ihrer Wirtschaftsleistung. Zum Jahresende entwickelte sich die Konjunktur jedoch, bedingt durch den fortlaufenden Preisanstieg und das Auftreten neuer Coronavirus-Varianten, wieder etwas schwächer.
Der Euroraum erzielte im Jahr 2021 nach Schätzungen des IWF ein Wachstum von 5,2%. Hier wurde der Rückgang der Wirtschaftsleistung des Vorjahres (-6,4%) nur teilweise ausgeglichen. Kein Land konnte den Kriseneinbruch vollständig kompensieren. Trotz guter Nachfrage wurde im Euroraum das Wachstum gebremst. Ausschlaggebend dafür waren, speziell in der zweiten Jahreshälfte, der starke Anstieg der Energiepreise und die nachhaltige Störung der Lieferketten. Zusätzlich führte das Auftreten neuer Infektionswellen zu erneuten Einschränkungen des öffentlichen Lebens und somit zu einer Belastung des Wirtschaftslebens. In Deutschland betrug der Zuwachs der Wirtschaftsleistung nach Einschätzung des IWF 2,7%, nach einem Rückgang von -4,6% im Vorjahr.
Die Konjunktur in den Ländern Amerikas entwickelte sich nach aktuellen Schätzungen des IWF 2021 insgesamt positiv, allerdings mit leichten Abstufungen. Während die USA mit einem Zuwachs der Bruttowertschöpfung von 5,6% das Vorkrisenniveau überschritten, erreichte Kanada dies mit einem Wachstum von 4,7% nicht. In den lateinamerikanischen Ländern lag das Wachstum insgesamt bei 6,8%, womit der Rückgang des Vorjahres in etwa ausgeglichen wurde. Laut IWF erreichte Brasilien ein Wachstum von 4,7% und überkompensierte damit die Pandemie-bedingten Einbußen.
Auch in Asien konnte für das Jahr 2021 laut IWF insgesamt eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts erreicht werden, jedoch auch hier mit unterschiedlicher Intensität. China, das im Vorjahr ein Wachstum von 2,3% erreicht hatte, konnte das Jahr 2021 mit einer Wachstumsrate von 8,1% abschließen. Indien, das im Jahr 2020 schwere Einbußen hinnehmen musste (-7,3%), wuchs um 9,0%. Geringer fiel das Wachstum nach Schätzung des IWF in den größten Volkswirtschaften Südostasiens aus. Die Länder der ASEAN-5-Gruppe erreichten demnach insgesamt einen Zuwachs von 3,1%. Japan lag bei nur 1,6%.
Branchenspezifische Rahmenbedingungen
Die Branchenvereinigung American Chemistry Council (ACC) schätzt den Zuwachs der globalen Chemieproduktion im abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 5,8% (Vorjahr: -0,2%). Diese Entwicklung entspricht dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum des Jahres 2021, spiegelte sich jedoch nicht in allen Regionen gleich wider.
Der in Europa größte Chemieproduzent Deutschland verzeichnete nach Einschätzung des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) für die gesamte Branche einen Zuwachs von 5,2%. Ohne den Anteil der Pharmabranche wird für das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem leicht geringeren Wachstum gerechnet (VCI: 4,9%). In anderen Ländern des Euro-Raums, wie Italien (VCI: 7,6%) und Frankreich (VCI: 6,0%), wurden ebenfalls hohe Wachstumsraten erzielt. Im Vereinigten Königreich konnte die Branche dagegen nur leichte Zuwächse erreichen (VCI: 2,0%). Insgesamt lag das Wachstum der Branche laut ACC in Westeuropa mit 5,3% leicht unter und in Osteuropa (inkl. Russland) mit 5,9% leicht über dem globalen Durchschnitt.
In den USA stieg die Chemieproduktion laut ACC insgesamt nur um 1,4%. Ein unerwartet starker Wintereinbruch im Februar und weitere witterungsbedingte Einflüsse führten zu Produktionsausfällen, die die chemische Industrie besonders stark trafen. In Lateinamerika dagegen entwickelte sich die Branche mit einem Zuwachs von insgesamt 4,9% besser.
Die Chemiebranche im Raum Asien-Pazifik verzeichnete laut ACC mit 8,2% den weltweit höchsten Zuwachs im Geschäftsjahr 2021. Analog zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung war auch hier China als größter Produzent mit einem Wachstum von 8,4% (VCI) maßgeblich für die Entwicklung verantwortlich. Auch Indien erzielte mit 7,7% (VCI) ein starkes Wachstum und konnte den hohen Pandemie-bedingten Einbruch der Produktionsleistung im Jahr 2020 kompensieren. In Japan war das Branchenwachstum laut VCI hingegen weitaus geringer ausgeprägt (3,7%).
Die schon im vierten Quartal 2020 weltweit anziehende Nachfrage und der hierauf folgende Anstieg der industriellen Produktion verstärkten sich im Verlauf des Jahres 2021 zunehmend. Infolgedessen stieg der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent in den Monaten Januar bis Juli 2021 kontinuierlich an. Von anfangs 55 US-Dollar erhöhte sich der Preis bis Juli 2021 auf bis zu 75 US-Dollar. Nach einer leichten Preiskorrektur in August und September erreichte der Preis pro Barrel im Oktober 2021 sogar 84 US-Dollar, um zum Jahresende auf ein Niveau von 74 US-Dollar zurückzufallen. Im Jahresdurchschnitt lag der Preis mit 71 US-Dollar somit deutlich über dem Niveau des Vorjahres (42 US-Dollar).
Darstellung für die Geschäftsentwicklung wesentlicher Ereignisse
Nicht-operative Effekte beeinflussten 2021 bei ALTANA sowohl die Ertrags- und Finanzlage als auch die Vermögenslage.
Der Geschäftsbereich ECKART erwarb zum 1. Februar 2021 die Geschäftsaktivitäten der TLS Technik GmbH & Co. Spezialpulver KG in Bitterfeld und erweiterte hierdurch sein Portfolio im industriellen, metallbasierten 3D-Druck. Die Umsatzentwicklung wurde durch den Erwerb positiv beeinflusst, die Ergebnissituation leicht belastet. Der Geschäftsbereich ACTEGA erwarb zum 7. Mai 2021 das Verschlussmaterialiengeschäft der Firma Henkel und konnte damit das Geschäft mit Dichtungsmassen für die Verpackungsindustrie weiter ausbauen. Die Akquisition wirkte sich sowohl auf den Umsatz als auch auf die Ertragslage positiv aus.
Die Entwicklung der für ALTANA wesentlichen Wechselkursrelationen zur Konzernwährung Euro hatte 2021 im Wesentlichen auf die Umsatzentwicklung und in geringerem Maße auch auf die Ergebnisentwicklung einen negativen Einfluss. Den größten Effekt hatte im Jahr 2021 der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar. Dieser lag mit durchschnittlich 1,18 US-Dollar/ Euro über dem Vorjahreswert (1,14 US-Dollar/Euro). Weitere wesentliche negative Effekte aus veränderten Wechselkursrelationen resultierten aus der Relation des japanischen Yen zum Euro, die ebenfalls mit 129,88 Yen/Euro über der des Vorjahres lag (121,85 Yen/Euro). Der durchschnittliche Wechselkurs des Euro zum chinesischen Renminbi sank hingegen im Jahr 2021 von 7,87 Renminbi / Euro auf 7,63 Renminbi/Euro und beeinflusste Umsatz und Ergebnis daher positiv. Zudem wirkten sich Differenzen bei den Kursen zum Bilanzstichtag im Vergleich zum Vorjahr positiv auf Bilanzpositionen aus.
Geschäftsverlauf
Umsatzentwicklung Konzern
Der Konzernumsatz erreichte 2021 insgesamt 2.666,5 Mio. € und stieg damit um 22,4% bzw. 488,4 Mio. € gegenüber dem Vorjahr (2.178,2 Mio. €) an. Nicht-operative Effekte haben die Umsatzentwicklung insgesamt leicht positiv beeinflusst. Aus den vorgenannten negativen Wechselkursveränderungen resultierte ein geringfügiger Umsatzrückgang von unter einem Prozent. Durch Akquisitionen erhöhte sich dagegen der Umsatz um insgesamt 28,9 Mio. €. Die Effekte wurden jeweils auf Basis der Monate der Konzernzugehörigkeit berechnet. Davon entfielen insbesondere 13,0 Mio. € auf den zum 7. Mai 2021 getätigten Erwerb des Geschäfts mit Verschlussmaterialien der Firma Henkel sowie 7,5 Mio. € auf den bereits 2020 getätigten Erwerb der Schmid Rhyner AG in der Schweiz für den Geschäftsbereich ACTEGA und 8,3 Mio. € auf die zum 1. Februar 2021 für den Geschäftsbereich ECKART erworbenen Geschäftsaktivitäten der TLS Technik GmbH & Co. Spezialpulver KG in Bitterfeld. Bereinigt um Wechselkurs- und Akquisitionseffekte lag der Umsatz 21,9% über dem Vorjahreswert.
Damit wurde nicht nur das zum Jahresbeginn für 2021 prognostizierte operative Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich weit überschritten, sondern auch das kräftigste Umsatzwachstum der vergangenen zehn Jahre erzielt. Der bereits im vierten Quartal 2020 begonnene Aufschwung nahm im Laufe des ersten Quartals des Jahres 2021 erheblich Fahrt auf. Insgesamt konnten im Jahr 2021 in fast allen Bereichen historisch hohe Kapazitätsauslastungen und Rekordumsätze verzeichnet werden, sodass Ende 2021 bereits alle Geschäftsbereiche das Umsatzniveau von 2018 wieder erreicht beziehungsweise teilweise sogar deutlich überschritten hatten. Dies gelang im Wesentlichen durch eine Steigerung des Absatzvolumens, aber auch durch eine Verbesserung des Produktmix und eine Anpassung der Verkaufspreise in Folge der gestiegenen Rohstoff- und Logistikkosten.
Die regionale Absatz- und Umsatzstruktur hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur leicht verändert. Mit einem Anteil von unverändert 39% am gesamten Konzernumsatz stellt die Region Europa weiterhin den bedeutendsten Absatzraum für ALTANA dar. Das nominale Wachstum in Höhe von 22%, bereinigt um Akquisitionen und Wechselkurseffekte von operativ 20%, spiegelt die globale Entwicklung wider. Im gesamten Euroraum, im Vereinigten Königreich sowie auch in den Märkten in Osteuropa und in der Türkei wurden zweistellige Zuwachsraten erreicht.
Der Umsatz in der Region Amerika lag 2021 um 16% über dem Vorjahreswert. Bereinigt um negative Wechselkurseffekte betrug das operative Wachstum 19%. Der Umsatz in den USA stieg operativ um 16%. Der Anteil am Gesamtumsatz des Konzerns lag im Jahr 2021 bei 17% (2020: 18%). Auch in allen anderen Ländern der Region Amerika lagen die Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Den stärksten operativen Zuwachs erzielte Mexiko mit 27%, gefolgt von Kanada und Brasilien. Der Anteil Amerikas am Konzernumsatz insgesamt ist im Jahr 2021 mit 26% leicht gesunken (Vorjahr: 27%).
Die Region Asien verzeichnete im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Anstieg des Anteils am Gesamtkonzernumsatz von 33% auf 34%. Auch nominal und operativ wies Asien im vergangenen Jahr die höchsten Zuwächse innerhalb der Unternehmensgruppe aus (nominal 27%, operativ 26%). Diese Entwicklung wurde im Wesentlichen durch China getragen. Das Land entspricht mit einem Anteil von 19% am Gesamtumsatz nunmehr dem größten einzelnen Absatzmarkt für ALTANA. Das operative Wachstum in China betrug 29%, wurde jedoch noch durch den zweitgrößten asiatischen Absatzmarkt Indien übertroffen. Hier erzielte das Unternehmen mit einem operativen Wachstum von 41% die prozentual höchsten Zuwächse. Nur in den Ländern des Mittleren Ostens musste ein Umsatzrückgang von operativ -6% gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden.
Umsatzentwicklung BYK
Die Umsatzerlöse des Geschäftsbereichs BYK stiegen im Geschäftsjahr 2021 um 22% bzw. 218,5 Mio. € auf 1.227,2 Mio. € (Vorjahr: 1.008,7 Mio. €). Darin enthalten waren negative Wechselkursveränderungen in Höhe von -10,3 Mio. €. Bereinigt um diesen Effekt lag der Umsatz operativ 23% über dem Vorjahr.
Das zweistellige Umsatzwachstum des Geschäftsbereichs zeigte sich im Jahr 2021 einheitlich über alle Märkte und Regionen. Nach einem unerwartet guten vierten Quartal 2020 bewegte sich auch die Nachfrage in den Folgequartalen auf einem bisher nicht erreichten Niveau. Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds – Lieferprobleme bei Fertigungsmaterialien, Engpässe in der Verfügbarkeit von Logistikdienstleistungen und unerwartet harte Witterungsbedingungen im Februar in Deutschland und den USA – konnte bei allen Produktlinien ein beeindruckendes Wachstum gegenüber dem Vorjahr erzielt werden. Dies spiegelte sich vorrangig im Absatz von Additiven für die Produktlinien Paints und Plastics wider, aber auch die anderen Produktlinien entwickelten sich besser als prognostiziert.
Auch die regionale Umsatzentwicklung zeigte im Jahr 2021 über alle Märkte hinweg ein operatives Wachstum in bisher nicht erreichtem Umfang. Die stärkste Umsatzsteigerung wurde in der Region Asien erzielt, wobei hier Indien, das im Pandemie-Jahr 2020 besonders starke Einbußen zu verzeichnen hatte, mit über 50% Wachstum prozentual an der Spitze lag. Bis auf Japan, mit einem operativen Zuwachs im hohen einstelligen Bereich, trugen alle anderen Länder der Region, inklusive China als zweitgrößtem Absatzmarkt des Geschäftsbereichs, mit zweistelligen Wachstumsraten zum hohen Umsatzanstieg des Geschäftsbereichs bei. Auch der operative Umsatz in der Region Amerika – im Wesentlichen durch den für BYK größten Einzelmarkt USA geprägt – entwickelte sich im Vergleich zum Vorjahr sehr positiv. Führend waren hier Mexiko und Kanada, gefolgt von anderen Ländern Lateinamerikas, den USA und Brasilien. Auch die Region Europa zeigte insgesamt ein deutliches operatives Wachstum. Im Euroraum holte speziell Italien mit einem operativen Wachstum von über 30% die Pandemie-bedingten Umsatzrückgänge des Jahres 2020 auf, gefolgt von Deutschland als umsatzstärkstem Land der Region mit 23%.
Umsatzentwicklung ECKART
Der Geschäftsbereich ECKART erwirtschaftete 2021 Umsätze von 382,8 Mio. € (Vorjahr: 315,2 Mio. €). Der Anstieg von 21% gegenüber dem Vorjahr war leicht negativ durch Wechselkurseffekte und positiv durch die im Februar des Jahres erfolgte Akquisition der Geschäftsaktivitäten der TLS Technik GmbH & Co. Spezialpulver KG in Bitterfeld beeinflusst. Bereinigt um diese Effekte stieg der Umsatz operativ um 20%. Auch im Geschäftsbereich ECKART konnte der Pandemiebedingte Nachfrageeinbruch des Jahres 2020 aufgeholt und insgesamt das Vorkrisenniveau leicht überschritten werden. Die Erholung zog sich über alle belieferten Industriezweige, wobei die Nachfrage aus der Automobilindustrie, auch bedingt durch Lieferengpässe im Bereich der Halbleitertechnik, das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreichen konnte. Gleiches gilt für den Bereich der kosmetischen Anwendungen.
Die positive Umsatzentwicklung spiegelte sich im Jahr 2021 in allen Regionen wider, jedoch in unterschiedlicher Intensität. Die Region Asien, mit China als stärkstem Absatzmarkt, zeigte bis auf den Mittleren Osten starke Zuwächse. Die Region Amerika, die im Vorjahr die höchsten Einbußen verzeichnen musste, holte deutlich auf, konnte aber das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreichen. In Europa, sowohl im Euroraum als auch in den anderen Märkten, wurde der höchste operative Zuwachs erzielt und nominal das Vorkrisenniveau sogar überschritten.
Umsatzentwicklung ELANTAS
Im Geschäftsbereich ELANTAS erhöhte sich der Umsatz im Jahr 2021 um 28% bzw. 130,3 Mio. € auf 593,6 Mio. € (Vorjahr: 463,3 Mio. €). Das operative Umsatzwachstum, bereinigt um geringfügige positive Währungseinflüsse, lag auf dem gleichen Niveau. ELANTAS erreichte damit innerhalb der Unternehmensgruppe das höchste operative Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Die sehr positive Entwicklung des Geschäftsbereichs war im Wesentlichen durch Volumensteigerungen weit über das Vorkrisenniveau hinaus begründet. Preisanpassungen zum Ausgleich der in diesem Geschäftsbereich am stärksten zu Buche schlagenden Materialkostensteigerungen trugen zusätzlich zum Umsatzwachstum bei.
Der Blick auf die Regionen zeigt eine Fortsetzung der schon im Vorjahr deutlich gewordenen Entwicklung. Speziell die Region Asien, und hier insbesondere China als größter Absatzmarkt, verzeichnete das stärkste Umsatzwachstum mit Volumensteigerungen weit über dem Vorkrisenniveau. Die Region Amerika mit den USA als wichtigstem Einzelmarkt wies ebenfalls hohe Zuwachsraten mit zweistelligen operativen Umsatzzugewinnen in allen Ländern auf. Hervorzuheben ist in dieser Region – wie im Vorjahr – Brasilien mit einer weiterhin konstant positiven Entwicklung. Auch in Europa konnte über alle Märkte der Pandemie-bedingte Rückgang des vergangenen Jahres überkompensiert werden. Insbesondere in Italien als größtem Einzelmarkt der Region wurde das Vorkrisenniveau weit übertroffen.
Umsatzentwicklung ACTEGA
Mit einem Umsatz von 462,9 Mio. € (Vorjahr: 391,0 Mio. €) erzielte der Geschäftsbereich ACTEGA einen Zuwachs von 18% gegenüber dem Jahr 2020. Der Geschäftsbereich profitierte unter anderem von der Akquisition der Schweizer Schmid Rhyner AG im Februar 2020 und dem Erwerb des Geschäfts mit Verschlussmaterialien der Firma Henkel im Mai 2021. Bereinigt um Akquisitions- und Währungseffekte erzielte ACTEGA im Jahr 2021 ein operatives Wachstum von 15%. Dazu trugen sowohl der Anstieg der Absatzmenge als auch Preisanpassungen und positive Produktmixeffekte bei.
Alle drei Business Lines des Geschäftsbereichs ACTEGA verzeichneten 2021 Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr. Ein starkes Umsatzwachstum konnte ähnlich wie im Jahr 2020 vor allem im Bereich der Lebensmittelverpackungen, in dem alle drei Business Lines aktiv sind, erzielt werden. Einzeln betrachtet konnte die Business Line Paper & Board operativ den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 14% steigern. Auch der Umsatz der Business Line Flexible Packaging stieg im Vergleich zum Vorjahr im niedrigen zweistelligen Bereich weiter an. Das deutlichste Umsatzplus konnte die Business Line Metal Packaging Solutions vor allem infolge des Erwerbs des Geschäfts mit Verschlussmaterialien der Firma Henkel verzeichnen. Aber auch ohne den Neuerwerb lag der operative Umsatz mit einem deutlichen zweistelligen Wachstum klar über dem Vorjahresniveau.
Die Entwicklung war 2021 über alle Regionen hinweg positiv. In der größten Region Europa lag das operative Wachstum zwar hinter dem der anderen Regionen, aber im deutlich zweistelligen Bereich. Deutschland, als größter Einzelmarkt der Region Europa, verzeichnete ein solides einstelliges operatives Wachstum. In den meisten anderen Ländern der Region wurden sogar zweistellige operative Wachstumsraten erzielt. In der Region Amerika lagen die Umsatzerlöse nominal und operativ weit über dem Niveau des Vorjahres. In den USA, dem größten Einzelmarkt, wurde ein moderates operatives Wachstum im einstelligen Bereich erzielt. In Brasilien konnte der Umsatz operativ um 28% gesteigert werden. Auch die nach wie vor kleinste Region Asien verzeichnete im vergangenen Jahr zweistellige Umsatzzuwächse – sowohl nominal als auch operativ. Der Treiber der positiven Entwicklung war China mit einer operativen Umsatzsteigerung von über 40% und Indien mit einem Umsatzplus von 30%.
Ertragslage
In einem von außergewöhnlich hoher Nachfragedynamik bei zugleich enormen Preissteigerungen, Verknappungen und gestörten globalen Lieferketten geprägten Umfeld ist es ALTANA gelungen, seine Strategie des nachhaltig profitablen Wachstums erfolgreich fortzusetzen und das bislang höchste Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu erzielen. Dieses stieg gegenüber dem Vorjahr um 13% bzw. 55,8 Mio. € auf 481,7 Mio. € (Vorjahr: 426,0 Mio. € ) an. Bereinigt um Akquisitions- und Wechselkurseffekte betrug der operative Zuwachs 14%. Die EBITDA-Marge lag aufgrund der erheblichen Steigerung der Einstandskosten mit 18,1% unter dem Vorjahreswert von 19,6%, aber in unserem strategischen Zielkorridor von 18% bis 20%. Die vorgenommenen Preisanpassungen zum Ausgleich insbesondere der Materialkostensteigerungen trugen dabei wesentlich zur Sicherung der Ergebnismarge bei.
Die historisch hohen Volumenzuwächse führten zu einem weit über unseren Erwartungen für 2021 liegenden absoluten Wert des EBITDA und einer EBITDA-Marge, die unserer Prognose entsprach.
Die für ALTANA wichtigste Kostengröße, der Block der variablen Rohstoff- und Verpackungskosten, entwickelte sich im Vergleich zum Vorjahr durch insgesamt stark angestiegene Rohstoffpreise negativ. Die Materialeinsatzquote, das Verhältnis dieser Kosten zum Umsatz, erhöhte sich im Laufe des Jahres 2021 kontinuierlich von 41,9% im vierten Quartal 2020 auf 48,2% im vierten Quartal 2021. Im Gesamtjahr 2021 lag die Materialeinsatzquote bei 45,4% und damit deutlich über dem Vorjahreswert von 41,3% und auch höher als von uns zu Jahresbeginn prognostiziert. Der Anstieg der Materialkosten betraf alle vier Geschäftsbereiche.
Die sonstigen Kostengrößen entwickelten sich im Jahr 2021 im Wesentlichen entsprechend der positiven Geschäftsentwicklung, der hohen Kapazitätsauslastung und – der gesamtwirtschaftlich hohen Nachfrage geschuldet – dem Anstieg insbesondere der Energie- und Logistikkosten. Die Abschreibungen sind hier gesondert zu betrachten; durch den Wegfall von Einmaleffekten aus der Wertminderung von Geschäftswerten lag der Gesamtwert weit unter dem des Vorjahres. Bereinigt um diesen Effekt, erhöhten sich die Abschreibungen um 3% gegenüber dem Vorjahr. Bei den Personalkosten wirkten sich die Kapazitätssteigerung der Produktion und der unter anderem damit verbundene Aufbau von Stellen zusätzlich zu den jährlichen Tarifsteigerungen aus. Die Personalaufwendungen stiegen dementsprechend über die durch Pandemie-bedingte Effekte beeinflussten Vorjahreswerte. Die Quote der gesamten Personalkosten im Verhältnis zum Umsatz verminderte sich aufgrund des stark gestiegenen Umsatzes auf 20,9% (Vorjahr: 23,4%). Das ungewöhnliche Volumenwachstum, die hohe Kapazitätsauslastung und das gestiegene Preisniveau führten zu einem Anstieg in allen operativen Funktionskostenbereichen, hier vor allem im Bereich der semi-variablen Produktions- und Vertriebskosten. Hinzu kamen deutlich angestiegene Kosten für IT-Sicherheit, die im Zuge der sich kontinuierlich erhöhenden Bedrohungslage für Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen Cyberkriminalität aufgewendet wurden und die alle Funktionsbereiche betrafen.
Innerhalb der Produktionskosten lagen insbesondere die Personalkosten aufgrund der hohen Kapazitätsauslastung über dem Vorjahresniveau. Aber auch die gestiegenen Energiekosten, höhere Wartungskosten und höhere Ausgaben für befristet Beschäftigte führten zu einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
Bei den Vertriebskosten sind als wesentliche Treiber die Frachtkosten zu benennen, die mehr als die Hälfte des Kostenanstiegs verursachten. An zweiter Stelle ist auch hier der Anstieg der Personalkosten, im Wesentlichen bedingt durch das Wachstum der Geschäftstätigkeit, für den Anstieg verantwortlich.
Auch die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen stiegen an. Grund für den Anstieg waren auch hier die Personalkosten sowie eine Zunahme der Beratungskosten. Das Verhältnis der Forschungs- und Entwicklungskosten zum Gesamtumsatz hat sich aufgrund des hohen Umsatzwachstums im Jahr 2021 von 7,5% auf 6,7% verringert, entspricht aber weiterhin unserer Zielgröße von rund 7 Prozent.
Die Verwaltungskosten erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr. Hauptgrund waren auch hier Personalkostensteigerungen und Steigerungen im Bereich der Beratungskosten. Die Verwaltungskostenquote im Verhältnis zum Umsatz sank hingegen von 4,8% auf 4,4%.
Der Saldo der Sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr bedingt durch den Wegfall der Abschreibung auf den Geschäftswert von ECKART, die im Vorjahr einen wesentlichen Bestandteil der Position ausmachte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte 322,8 Mio. € und lag damit operativ 77% über dem Vorjahreswert (185,7 Mio. €).
Das Finanzergebnis lag mit -2,0 Mio. € über dem Ergebnis des Vorjahres von - 4,2 Mio. €. Das Ergebnis aus at equity bilanzierten Unternehmen veränderte sich von -38,9 Mio. € im Vorjahr auf -45,8 Mio. € im Geschäftsjahr 2021. Der größte Anteil an diesem Wert entfällt auf unsere Beteiligung an der Landa Corporation Ltd.
Das Ergebnis vor Steuern (EBT) stieg auf 275 Mio. € an (Vorjahr: 142,7 Mio. €), das Ergebnis nach Steuern (EAT) auf 195,2 Mio. € (Vorjahr: 75,1 Mio. €). Der bereinigte Ertragsteuersatz lag leicht unter dem Wert des Vorjahres.
ALTANA investierte im zurückliegenden Geschäftsjahr insgesamt 149,3 Mio. € in Immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen. Davon entfielen 46,3 Mio. € auf den Erwerb von immateriellen Vermögenswerten und Sachanlagen im Zusammenhang mit dem Erwerb von Geschäftsaktivitäten im Geschäftsbereich ACTEGA. Mit 103,0 Mio. € lagen die um diesen Sondereinfluss bereinigten Investitionen leicht unter dem Wert des Vorjahres (105,2 Mio. €). Auch die bereinigte Investitionsquote, also das Verhältnis der Investitionen zum Umsatz, lag aufgrund des hohen Umsatzwachstums mit 3,9% unterhalb unseres langfristigen Zielkorridors von 5% bis 6%.
Von den 103,0 Mio. € Investitionen entfielen 93,5 Mio. € (Vorjahr: 96,3 Mio. €) auf Sachanlagen. Seit mehreren Jahren werden Großprojekte zum strategischen Ausbau von globalen Produktions- und Laborkapazitäten durchgeführt. Die Investitionen in Immaterielle Vermögenswerte erreichten im abgeschlossenen Geschäftsjahr 9,5 Mio. €, nach 8,9 Mio. € im Jahr 2020.
In der regionalen Verteilung der Investitionen gab es im Vergleich zum Vorjahr projektbedingt eine Verschiebung zugunsten Europas. Während der Anteil Amerikas von 31% im Jahr 2020 auf 27% im Berichtsjahr zurückging, wuchs der Anteil Europas auf 61% (2020: 57%). Der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit lag hierbei mit 48% in Deutschland und mit 25% in den USA. Der Anteil Asiens blieb mit 12% am Gesamtvolumen unverändert zu 2020.
Der Geschäftsbereich BYK investierte 2021 insgesamt 42,6 Mio. € und lag damit auf Vorjahresniveau. Schwerpunkte der Investitionstätigkeit lagen auf dem weiteren Ausbau von Produktionskapazitäten in Deutschland sowie auf Standorten in China. Weitere Investitionen betrafen neben Forschungs- und Entwicklungskapazitäten auch strategische Digitalisierungsprojekte.
Das Investitionsvolumen im Geschäftsbereich ECKART lag mit 24,9 Mio. € unter dem Vorjahreswert (26,3 Mio. €). Die mit Abstand wesentlichsten Anteile entfielen wie im Vorjahr auf den Standort des Geschäftsbereichs in den USA und den Standort in Hartenstein.
Der Geschäftsbereich ELANTAS investierte mit 11,5 Mio. € einen geringeren Betrag in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte als im Vorjahr (14,4 Mio. €). Im abgeschlossenen Geschäftsjahr investierte der Geschäftsbereich im Wesentlichen in die Produktionsanlagen der europäischen Gesellschaften.
Mit 18,9 Mio. € steigerte der Geschäftsbereich ACTEGA das Investitionsvolumen im Vergleich zu 2020 (16,1 Mio. €). Die Investitionen im abgeschlossenen Geschäftsjahr betrafen überwiegend den Ausbau von Produktionskapazitäten an den deutschen Standorten.
Im Verlauf des Geschäftsjahres 2021 stieg die Bilanzsumme des ALTANA Konzerns von 3.263,1 Mio. € auf 3.636,0 Mio. €. Die Erhöhung um 372,9 Mio. € bzw. 11% resultiert vornehmlich aus einer Erhöhung des Umlaufvermögens bedingt durch das starke Anwachsen der operativen Geschäftstätigkeit im Vergleich zum Vorjahr.
Die Immateriellen Vermögenswerte stiegen auf 995,3 Mio. € (Vorjahr: 933,1 Mio. €) und sind im Wesentlichen auf die Akquisitionen in den Geschäftsbereichen ECKART und ACTEGA zurückzuführen. Auch die Sachanlagen stiegen im Wert leicht an. Sie entwickelten sich von 959,5 Mio. € im Vorjahr auf 997,9 Mio. €. Mit Zugängen von 93,5 Mio. € lag das Investitionsniveau der Sachanlagen unter dem Niveau der Abschreibungen. Positive Wechselkurseffekte trugen in beiden Bereichen zu einem Anstieg der Buchwerte in der Konzernwährung Euro bei.
Die gesamten Langfristigen Vermögenswerte erreichten zum Bilanzstichtag 2.143,3 Mio. € (Vorjahr: 2.070,5 Mio. €) und lagen damit 72,8 Mio. € über dem Vorjahreswert. Ihr Anteil an der Bilanzsumme sank auf 59% (2020: 63%).
Die Veränderung der Kurzfristigen Vermögenswerte resultiert im Wesentlichen aus dem Anstieg des Vorratsvermögens und der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Das Vorratsvermögen stieg zum einen in Folge von Preiserhöhungen wertmäßig an, zum anderen wurde zum Ausgleich von Lieferengpässen und zur Absicherung der benötigten Mengen speziell in den Geschäftsbereichen BYK und ECKART im zweiten Halbjahr 2021 auch die Bestandsmenge bewusst erhöht. Bedingt durch das erhöhte Umsatzvolumen stieg auch der Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an. Das Net Working Capital lag, begründet durch diese Effekte, in absoluten Zahlen deutlich über dem Vorjahreswert. Das Vorratsvermögen stieg auf 511,5 Mio. € (Vorjahr: 336,4 Mio. €). Auch der Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen lag mit 473,4 Mio. € über dem Vorjahresbestand (2020: 400,5 Mio. €). Im Saldo mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten entwickelte sich das Net Working Capital mit 737,1 Mio. € weit über dem Niveau von 2020 (550,3 Mio. €). Die Reichweite des Net Working Capital, bezogen auf das Verhältnis zur Geschäftsentwicklung der jeweils vorangegangenen drei Monate, stieg auf 118 Tage, nach 101 Tagen zum Ende 2020. Der absolute Wert des Net Working Capital und auch die Reichweite lagen somit über den für 2021 erwarteten Zahlen, da weder die Umsatzsteigerung noch die sich im Laufe des Jahres ergebenden Lieferengpässe so zu Anfang des Jahres prognostiziert werden konnten. Die Liquiden Mittel verminderten sich im Jahresverlauf auf 259,9 Mio. € (Vorjahr: 313,7 Mio. €). Der Rückgang ist im Wesentlichen auf im Jahr 2021 getätigte Geldmarktanlagen mit einer Vertragslaufzeit von mehr als drei Monaten und weniger als einem Jahr in Höhe von 63,8 Mio. € zurückzuführen. Die gesamten kurzfristigen Vermögenswerte erhöhten sich auf 1.492,7 Mio. € (Vorjahr: 1.192,6 Mio. €).
Auf der Passivseite ergaben sich Veränderungen vornehmlich durch ertragsbedingte Erhöhungen des Eigenkapitals, Erhöhungen der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zuzüglich kursbedingter Anpassungen. Das Eigenkapital des Konzerns verbesserte sich insgesamt um 276,5 Mio. € bzw. um 12% auf 2.675,4 Mio. € (Vorjahr: 2.398,9 Mio. €). Maßgeblich trug hierzu das positive Jahresergebnis bei. Die Eigenkapitalquote zum 31. Dezember 2021 lag mit 74% leicht über dem Niveau des Vorjahres (73%).
Die Summe der langfristigen Verbindlichkeiten veränderte sich zum Jahresende 2021 nicht signifikant. Insgesamt sanken die langfristigen Verbindlichkeiten um 13,2 Mio. € auf 432,5 Mio. € (Vorjahr: 445,7 Mio. €).
Die Summe der in der Bilanz zum 31. Dezember 2021 ausgewiesenen kurzfristigen Verbindlichkeiten ist hingegen von 418,5 Mio. € auf 528,2 Mio. € gestiegen. In Folge der deutlich erhöhten Geschäftstätigkeit und der Preissteigerungen für Energie, Frachten und Rohstoffe wuchs auch der Bestand an Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und stieg im Vergleich zum Vorjahr um 61,3 Mio. € auf 247,8 Mio. € an.
Der Saldo aus Liquiden Mitteln, Kurzfristigen Finanzanlagen, kurzfristig gehaltenen Wertpapieren, ausgegebenen Darlehen, Finanzverbindlichkeiten sowie Pensionsrückstellungen ergab zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2021 ein Nettofinanzvermögen von 67,7 Mio. €; dies entspricht einem Anstieg um 33,6 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr.
Grundsätze und Ziele der Finanzierungsstrategie
Die Finanzierung der operativen Geschäftstätigkeit soll grundsätzlich durch den im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit erwirtschafteten Cash Flow abgedeckt werden. Gleiches gilt für den Bedarf an Investitionen, die dem kontinuierlichen Ausbau der Geschäftsaktivitäten dienen.
Daraus abgeleitet orientieren sich die Ziele unserer Finanzierungsstrategie daran, zum einen die im Konzern erwirtschafteten liquiden Mittel zentral zur Verfügung zu halten. Zum anderen wird ein Finanzrahmen angestrebt, der es ALTANA ermöglicht, Akquisitionen und auch große, über das gewöhnliche Maß hinausgehende Investitionsprojekte flexibel und schnell abzuwickeln.
Um diese Ziele erfolgreich umzusetzen, steuern wir nahezu die komplette Konzerninnenfinanzierung zentral über die ALTANA AG. Hierzu sind für die bedeutenden Währungsräume Cash Pools eingerichtet.
Im Juni 2021 hat ALTANA die langfristige Konzernfinanzierung neu aufgestellt: Seit Juni 2021 stehen ALTANA von einem internationalen Bankenkonsortium für die nächsten fünf bis sieben Jahre 250,0 Mio. € in Form einer revolvierenden Kreditlinie zur Verfügung. Außerdem hat ALTANA seit Ende Juni 2021 Zugang zu Krediten der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von bis zu 200,0 Mio. € für die Entwicklung klimafreundlicher, digitaler und nachhaltiger Produkte. Beide wurden im Geschäftsjahr 2021 nicht genutzt.
Diese Finanzierungsstruktur bietet ALTANA die notwendige Flexibilität, um kurzfristige und auch investitionsintensive Wachstumsopportunitäten angemessen nutzen zu können. Die Verteilung der Fristigkeiten der vorhandenen Finanzierungsinstrumente ermöglicht es uns, die Tilgung der Verbindlichkeiten über die Zuflüsse aus dem operativen Cash Flow optimal zu steuern.
Außerbilanzielle Finanzierungsverpflichtungen resultieren aus Bankgarantien, Einkaufsverpflichtungen sowie Garantien für Pensionsverpflichtungen. Details zu den bestehenden Finanzierungsinstrumenten sind im vollständigen Konzernabschluss dargestellt.
Im Laufe des Jahres 2021 sank der Bestand an Liquiden Mitteln um 53,7 Mio. € auf 259,9 Mio. € (Vorjahr: 313,7 Mio. €). Der Mittelzufluss aus der betrieblichen Tätigkeit lag mit 244,4 Mio. € trotz eines höheren Konzernjahresüberschusses unter dem Niveau des Vorjahres (373,6 Mio. €). Hier spiegelt sich die hohe Kapitalbindung im Bereich des Net Working Capital wider, insbesondere im stark angestiegenen Vorratsvermögen.
Der Mittelabfluss aus der Investitionstätigkeit stieg im Vergleich zum Vorjahr auf 246,8 Mio. € (Vorjahr: 220,0 Mio. €). Die wesentliche Ursache war hier die Erhöhung des Bestands von kurzfristigen Finanzanlagen. Die Ausgaben für Akquisitionen lagen 2021 auf einem niedrigeren Niveau als 2020 und die um Akquisitionen bereinigten Investitionen in Immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen in etwa auf dem gleichen Niveau wie 2020.
Aus der Finanzierungstätigkeit flossen im Geschäftsjahr 2021 Mittel in Höhe von 61,3 Mio. € – und damit weniger als im Vorjahr (99,9 Mio. €) – ab. Die Abflüsse bei den Kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten betrafen fast ausschließlich Leasingzahlungen. Im Geschäftsjahr 2021 zahlte die ALTANA AG eine Dividende in Höhe von 50,0 Mio. € aus (Vorjahr: 30,0 Mio. €).
Die Veränderung des Unternehmenswerts wird bei ALTANA über die Kennziffer ALTANA Value Added (AVA) bestimmt, deren Berechnung wir im Abschnitt „Grundlagen des Konzerns“ erläutert haben. Im Geschäftsjahr 2021 konnte durch das hohe Wachstum in Verbindung mit profitabilitätssichernden Maßnahmen und trotz herausfordernder Rahmenbedingungen ein deutlich positiver Beitrag zur Entwicklung des Unternehmenswerts erwirtschaftet werden, der signifikant über dem Vorjahr und unseren Erwartungen lag.
Die positive Ergebnisentwicklung spiegelt sich in einem hierfür maßgeblichen operativen Ertrag von 297,4 Mio. € wider (Vorjahr: 246,1 Mio. €). Das durchschnittlich im Konzern gebundene Kapital stieg 2021auf 3.082,5 Mio. € an (Vorjahr: 2.928,7 Mio. €). Die Anwendung des Kapitalkostensatzes von unverändert 7,5% führte zu Kapitalkosten von 231,2 Mio. € (Vorjahr: 219,6 Mio. €).
Der Return on Capital Employed (ROCE) übertraf 2021 mit 9,6% signifikant den Vorjahreswert (8,4%). Der absolute Wertbeitrag betrug im abgeschlossenen Geschäftsjahr 66,2 Mio. €, nach 26,5 Mio. € im Vorjahr, und der relative AVA stieg von 0,9% auf 2,1% im Jahr 2021. Der ursprünglich für 2021 prognostizierte Rückgang der Kennzahlen des Wertmanagements trat aufgrund der sehr guten Entwicklung der Ertragssituation nicht ein.