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Künftige Ausrichtung des Konzerns
Für die kommenden zwei Jahre ist keine grundlegende Veränderung der Konzernstrategie oder der Organisationsstruktur vorgesehen. Der Fokus auf wachsende Spezialitätenmärkte und das Angebot innovativer Chemielösungen basierend auf den Anforderungen unserer Kunden werden weiterhin die Treiber für die Geschäftsentwicklung sein.
Der Eintritt in neue Marktsegmente oder Anwendungsbereiche und auch der im Berichtsjahr 2023 getätigte Erwerb der Von Roll Gruppe sowie der Anfang des Jahres 2024 vollzogene Akquisition der Silberline Gruppe sollten mittelfristig zu keiner grundsätzlichen Veränderung der Absatzstruktur führen. Das gleiche gilt für die ausgewogene regionale Umsatzaufteilung.
Es kann allerdings aufgrund von weiteren Akquisitionen zu einer Veränderung der Absatz- und Marktstrukturen kommen. Arrondierende Akquisitionen können dabei ebenso zu einer Verschiebung führen wie insbesondere eine mögliche Integration eines neuen Geschäftsbereichs.
Der Bereich der Arbeitssicherheit und der Fokus auf umweltverträgliches Wirtschaften werden auch weiterhin Bestandteile der ambitionierten Zielsetzungen sein, die die strategische Ausrichtung der ALTANA Gruppe beeinflussen.
Konjunktur- und Branchenausblick
ALTANA erwartet für das Jahr 2024 eine erste Verbesserung der Nachfrageentwicklung bei annähernd stabilem globalem Wirtschaftswachstum. Die anhaltenden geopolitischen Konflikte werden jedoch die ökonomische Entwicklung voraussichtlich weiterhin beeinträchtigen und eine Zunahme der Unsicherheiten kann aktuell nicht ausgeschlossen werden. Die signifikant steigenden Inflationsraten der letzten beiden Jahre konnten durch geldpolitische Maßnahmen abgeschwächt und – auf hohem Niveau – stabilisiert werden. Für das Jahr 2024 rechnen wir mit einem weiteren leichten Rückgang der Inflation. Die Preisvolatilität und die Versorgungslage im Energiesektor haben sich im Verlauf des Jahres 2023 stabilisiert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für das Jahr 2024 mit 3,1 % eine Fortsetzung des Wachstums der weltweiten Wirtschaftsleistung auf gleichbleibendem Niveau (2023: 3,1 %).
Das Wirtschaftswachstum wird, wie im Vorjahr, in den Industrienationen voraussichtlich schwächer ausfallen als in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Der IWF erwartet für die Gesamtheit der Industrienationen im Jahr 2024 eine Wachstumsrate von 1,5 % (Vorjahr: 1,6 %); eine Entwicklung die sich in allen Volkswirtschaften, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, zeigt. In den USA wird für das Jahr 2024 ein Wachstum von 2,1 % prognostiziert, nach einem Zuwachs von 2,5 % im Vorjahr. Im Wirtschaftsraum der Eurozone rechnet der IWF im Jahr 2024 nur mit einem Wachstum in Höhe von 0,9 %, einer leichten Steigerung gegenüber dem Vorjahr (2023: 0,5 %). Für Deutschland geht der IWF für das Jahr 2024 erneut von einem geringen Wachstum von 0,5 % aus, nachdem im Jahr 2023 die Wirtschaft um 0,3 % schrumpfte. Das Jahr 2023 schloss in den Industrienationen wie erwartet mit einem konjunkturbedingten Nachfragerückgang und einer entsprechend schwachen Entwicklung ab. Die Ende 2022 befürchtete Energiemangellage – speziell für Europa – blieb im Jahr 2023 aus und der Rückgang der Energie- und Rohstoffpreise wirkte insgesamt entlastend. Für das Jahr 2024 wird eine ähnlich verhaltene Entwicklung mit weiter leicht sinkenden Preisen und einer nur leicht anziehenden Nachfrage prognostiziert.
Das Wachstum in den Schwellenländern wird 2024 laut Prognose des IWF insgesamt 4,1 % betragen und somit weiterhin über dem globalen Durchschnitt und auf dem Niveau der Entwicklung des Vorjahres (2023: 4,1 %) liegen. Das erwartete Bild ist bezogen auf einzelne Volkswirtschaften weiterhin unterschiedlich. China wird auf Basis der Prognose des IWF für das Jahr 2024 mit einem Wachstum von 4,6 % ein niedrigeres Niveau im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen (2023: 5,2 %). Die Krise im chinesischen Immobiliensektor und deflationäre Tendenzen schwächen das Wachstum hier weiterhin ab. Indien zeigt sich dagegen weiterhin als eine der dynamischsten Volkswirtschaften weltweit und wird 2024 mit voraussichtlich 6,5 % nur leicht unter der Wachstumsrate des Vorjahres liegen (2023: 6,7 %). Die lateinamerikanischen Volkswirtschaften zeigen zwar mit 1,9 % insgesamt eine im Vergleich zu anderen Schwellenländern schwächere, und auch im Vergleich zum Vorjahr nachlassende Wachstumsprognose (2023: 2,5 %). Brasilien, das mit einem Vorjahreswachstum von 3,1 % besser abschnitt als erwartet, liegt mit einer Prognose von nur noch 1,7 % unter den Erwartungen für die anderen Länder dieser Region.
Der IWF sieht für das Jahr 2024 zahlreiche makroökonomische Risiken, die zu einer Gefährdung des prognostizierten Wachstums führen könnten. An vorderster Stelle steht die Gefahr einer Eskalation bestehender und das Auftreten weiterer militärischer und politischer Konflikte. Ein aufgrund dessen rapides Ansteigen der Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelpreise würde die Inflation erneut anheizen und speziell ärmere Volkswirtschaften hart treffen. Eine Ausweitung der Immobilienkrise in China wie auch eine fortschreitende geopolitische Blockbildung, die zu einer weiteren Einschränkung von internationalen Handelsbeziehungen führen könnte, stellen weitere Risiken der globalen Wirtschaft dar. Auch die Risiken infolge der klimatischen Veränderungen haben an Relevanz zugenommen. Größere Naturkatastrophen treten vermehrt auf und bedrohen – wie das Spektrum der extremen Wetterereignisse auf allen Kontinenten auch im Jahr 2023 zeigte – alle Volkswirtschaften.
Für den allgemeinen Chemiesektor wird für 2024 ein globales Wachstum auf gleichem Niveau wie bei der prognostizierten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwartet. Die Branchenvereinigung American Chemistry Council (ACC) erwartet für 2024 einen Anstieg der weltweiten Chemieproduktion um 2,9 %, nach einem Zuwachs in Höhe von nur 0,3 % im zurückliegenden Geschäftsjahr. Auch hier wird für die Industrienationen ein schwächeres Wachstum als für die Schwellen- und Entwicklungsländer prognostiziert. Nordamerika liegt mit 0,5 % und Europa mit 1,9 % Wachstum hinter den Regionen Asien mit einem Wachstum von 4,2 % und Lateinamerika mit einem Wachstum von 3,1 % zurück.
Wir gehen auf Basis der konjunkturellen und branchenspezifischen Rahmenbedingungen davon aus, dass sich die allgemeine Nachfrage auf den für ALTANA relevanten Märkten grundsätzlich leicht positiv, wenn auch regional und marktspezifisch unterschiedlich entwickeln wird. Inwieweit Veränderungen im Lagerverhalten entlang der Wertschöpfungskette die tatsächliche Nachfrage nach Produkten unserer Geschäftsbereiche beeinflussen, hängt in hohem Maße von der von unseren Kunden erwarteten kurz- bis mittelfristigen Entwicklung ab. Bewegungen der Lagerniveaus können zu wesentlichen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung führen.
Die Preisentwicklung für Rohöl kann kaum verlässlich prognostiziert werden. Der durchschnittliche Preis pro Barrel sank für das Jahr 2023, verblieb aber auf hohem Niveau. Für das Jahr 2024 wird ein weiteres leichtes Sinken des Ölpreises erwartet. Die Verfügbarkeit, die Preisgestaltung und die Verbrauchsmenge von Chemieprodukten unterliegen – in unterschiedlichem Ausmaß – dem Einfluss des Rohölmarkts. Zudem kann die Erwartung von Marktteilnehmern in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Ölpreises deutliche Veränderungen in der Lagerhaltung entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Chemiewirtschaft bewirken.
Wie in den Vorjahren können auch 2024 die für ALTANA wesentlichen Wechselkursrelationen ausgeprägte Volatilitäten aufweisen. Ausschlaggebend für Wechselkursbewegungen kann neben der Entwicklung der regionalen Zinsniveaus und Wirtschaftsleistungen auch politische Einflussnahme sein. Konkrete Risiken, aber auch Chancen können sich aus einer Abweichung der tatsächlichen Wechselkursentwicklung zu unseren Planannahmen ergeben.
Erwartete Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage
Erwartete Umsatz- und Ergebnisentwicklung
Aufgrund des erwarteten moderaten Wachstums der globalen Wirtschaft gehen wir auch für unsere Produkte und Dienstleistungen von einer positiven Entwicklung der Nachfrage im Geschäftsjahr 2024 aus. Das operative Umsatzwachstum, also bereinigt um Wechselkurs- und Akquisitionseffekte, wird sich voraussichtlich im mittleren einstelligen Prozentbereich bewegen. Maßgeblich für das Wachstum sollte im Wesentlichen ein Anstieg der Absatzmenge sein.
Für das Jahr 2024 werden keine wesentlichen Wechselkurseffekte gegenüber dem Vorjahr erwartet, sodass der nominale und der operative Umsatzanstieg sich unter diesem Aspekt auf gleichem Niveau bewegen. Signifikante Effekte erwarten wir dagegen für das laufende Jahr 2024 aus den im Jahr 2023 und Anfang 2024 getätigten Akquisitionen, die bei der Ermittlung der prognostizierten nominalen Wachstumsrate in den Geschäftsbereichen BYK, ECKART und ELANTAS zu berücksichtigen sind. Durch den Erwerb der Von Roll Gruppe und die Integration in den Geschäftsbereich ELANTAS erwarten wir für den Konzern insgesamt einen Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich. Auch der Erwerb des Geschäfts der Imaginant Gesellschaft und die Integration in den Geschäftsbereich BYK sollte zu einer leicht positiven Entwicklung des Umsatzwachstums beitragen. Hinzu kommen die Umsätze durch den Kauf der Silberline Gruppe, die mit der Integration in den Geschäftsbereich ECKART ebenfalls für einen Umsatzanstieg im unteren einstelligen Prozentbereich für den Gesamtkonzern sorgen werden.
Wir gehen davon aus, dass sich bei den wesentlichen Funktionskostengrößen keine signifikanten Verschiebungen von Kostenquoten im Verhältnis zum Umsatz ergeben. Die Materialkostenquote wird voraussichtlich – trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum abgelaufenen Geschäftsjahr – weiterhin auf einem vergleichsweisen hohen Niveau liegen.
Bei den Personalkosten und einzelnen anderen Kostengrößen planen wir für 2024 einen relativen Zuwachs, der insgesamt über dem Niveau des operativen Umsatzwachstums liegen wird. Gründe hierfür sind zum einen die getätigten Akquisitionen, Tarifsteigerungen im Personalbereich sowie weitere inflationsbedingte Kostensteigerungen, aber auch Kosten für regionale Expansionen und die weitere Modernisierung unserer IT-Systeme. Die Akquisitionen führen zu einer Erhöhung von rund tausend neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allein durch die zum Jahresende 2023 getätigten Akquisitionen.
Die EBITDA-Marge sollte 2024 operativ auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Aufgrund der inflationären Einflüsse der Vorjahre und der Auswirkungen der konjunkturell bedingten Absatzrückgänge auf das Umsatzniveau sowie der Integrationskosten für die neuen Akquisitionen wird die EBITDA-Marge noch unterhalb unseres strategischen Zielkorridors von 18 % bis 20 % liegen. Für das absolute EBITDA wird eine Steigerung von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert erwartet.
Nach 2024 erwarten wir eine unseren strategischen Zielen entsprechende operative Wachstumsdynamik für den Konzernumsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Profitabilität, die voraussichtlich ab dem Jahr 2026 wieder unseren langfristigen Zielkorridor erreichen soll.
Erwartete Vermögens- und Finanzlage
In der Bilanzstruktur dürften sich 2024 insgesamt keine wesentlichen Verschiebungen im Vergleich zum Jahresende 2023 ergeben. Das Niveau unserer Investitionen in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte sollte sich in den kommenden zwei Jahren in unserem langfristigen Zielkorridor von 5 % bis 6 % vom Umsatz bewegen. Die absoluten Werte des Net Working Capital werden sich voraussichtlich analog zum allgemeinen Geschäftsverlauf entwickeln, wobei es unser Ziel ist, das relative Niveau im Vergleich zum Jahresende 2023 weiter zu reduzieren.
Auf Basis der erwarteten Geschäftsentwicklung werden wir aus der betrieblichen Tätigkeit auch in den kommenden Jahren einen deutlich positiven Cash-Flow erwirtschaften, der über dem Vorjahreswert liegen sollte. Den Mittelzufluss werden wir vornehmlich zur Finanzierung von Investitionen und weiteren Akquisitionen nutzen.
Für die Kennzahlen des Wertmanagements erwarten wir eine Verbesserung im Vergleich zum abgeschlossenen Geschäftsjahr. Diese resultiert im Wesentlichen aus einem Anstieg der zugrundeliegenden Erlöse im Vergleich zum Vorjahr. Für den relativen und den absoluten ALTANA Value Added (AVA) sowie den Return on Capital Employed (ROCE) erwarten wir eine entsprechende Entwicklung.
Erwartete Entwicklung im Bereich Arbeitssicherheit und Umwelt
Im Bereich der Arbeitssicherheit legen wir für 2024 folgende Zielkorridore für die drei Unfallkennzahlen fest: WAI 1: 0 bis 2,3; WAI 2: 0 bis 1,5 und WAI 3: 0 bis 27,0.
Das Ziel für den spezifischen Energiekennwert 2024 liegt bei 1,17 MWh / t, nach einem Ist-Wert von 1,18 MWh / t im vergangenen Geschäftsjahr. In den Folgejahren werden weitere Reduktionen des spezifischen Energieverbrauchs in der Größenordnung von 2 % pro Jahr angestrebt. Die hier angegebenen Planwerte berücksichtigen nicht die Standorte der nach 2022 akquirierten Unternehmen. Im Laufe des Jahres 2024 wird eine standortspezifische Bewertung vorgenommen und es werden spezifische Reduktionsziele festgelegt.
Risiken
Die Steuerung des ALTANA Konzerns richtet sich an der definierten Strategie und den daraus abgeleiteten Zielgrößen aus. Durch Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds oder durch interne und externe Einflussfaktoren kann es dazu kommen, dass die Strategie nicht erfolgreich umgesetzt oder Ziele nicht in der geplanten Zeit oder im geplanten Umfang realisiert werden können. Damit ALTANA auf solche Situationen bestmöglich vorbereitet ist, werden Risiken systematisch identifiziert, bewertet und im Rahmen von Entscheidungsprozessen berücksichtigt.
Um diese Risikopolitik auf allen Entscheidungsebenen zu verankern, haben wir ein konzernweites Risikomanagement etabliert, das vielfältige Informations-, Kommunikations- und Überwachungssysteme vereint. Kernelemente des Risikomanagements sind die strategische Unternehmensplanung, das interne Berichtswesen, das interne Kontrollsystem, die Compliance-Organisation sowie das Risikomanagement im engeren Sinne.
Die strategische Unternehmensplanung ist eng verbunden mit der mittel- bis langfristigen Finanzplanung. Die daraus abgeleiteten Ziele werden in der monatlichen Berichterstattung über die Geschäftsentwicklung und der kurzfristigen Finanzplanung auf den Erfüllungsgrad hin überprüft. Zusätzlich zur Analyse der aktuellen Geschäftslage werden dort die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr regelmäßig auf Ebene der Geschäftsbereiche umfassend erörtert. So können Abweichungen von geplanten Entwicklungen erkannt und bei Bedarf frühzeitig mögliche Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Das interne Kontrollsystem definiert unter anderem organisatorische und prozessuale Anforderungen, die der Abwehr von Schäden für das Unternehmen dienen. Es soll die Ordnungsmäßigkeit der internen und externen Finanzberichtserstattung als auch der nicht-finanziellen Kennzahlen gewährleisten sowie die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftstätigkeit des Unternehmens und die Einhaltung der maßgeblichen rechtlichen Vorschriften und internen Richtlinien sicherstellen. Es umfasst alle dafür eingeführten Grundsätze, Anweisungen und Maßnahmen. In Verbindung mit der etablierten Compliance-Organisation sollen mögliche Verstöße von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegen Richtlinien und Gesetze verhindert werden.
Unter Risikomanagement im engeren Sinne versteht ALTANA die systematische Erhebung, Bewertung, Dokumentation, Kommunikation und, sofern nicht bereits vorhanden, Ableitung von Maßnahmen bezüglich der relevanten Risiken sowie die Ermittlung und Beurteilung der Risikotragfähigkeit. Es stellt damit auch einen wesentlichen Bestandteil des Risikofrüherkennungssystems nach § 91 Abs. 2 AktG dar, das vom Wirtschaftsprüfer 2023 wieder einer freiwilligen Prüfung unterzogen wurde. Die Prüfung ergab, dass der Vorstand die nach § 91 Abs. 2 AktG geforderten Maßnahmen, insb. zur Einrichtung eines Überwachungssystems, in geeigneter Form getroffen hat und dass das Überwachungssystem in allen wesentlichen Belangen geeignet ist, Entwicklungen, die den Fortbestand der Gesellschaft gefährden, mit hinreichender Sicherheit frühzeitig zu erkennen.
Identifizierte Risiken werden in einheitlicher Weise bewertet. Auf Basis von Eintrittswahrscheinlichkeiten und erwarteten Schadenshöhen werden die sogenannten bewerteten Risiken ermittelt. Die Einzelrisiken werden bestimmten Risikogruppen zugeordnet. Sehr hohe Risiken bzw. Risikogruppen sind solche mit einem für die kommenden zwölf Monate bewerteten Risiko von über 25 Mio. €. Risiken mit einem bewerteten Risiko zwischen größer 12 bis zu 25 Mio. € werden als hoch klassifiziert, solche mit einem bewerteten Risiko zwischen größer 5 und 12 Mio. € als mittel eingeordnet und solche mit einem bewerteten Risiko von bis zu 5 Mio. € als gering klassifiziert. Die aus der Bewertung resultierende Priorisierung bestimmt Schwerpunkte für die Erarbeitung und Einleitung von Gegenmaßnahmen, um potenzielle Risikoauswirkungen zu verhindern oder zu reduzieren.
Die nachfolgend beschriebenen Einzelrisiken und Risikogruppen sind grundsätzlich in der Lage, die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage des Konzerns teilweise erheblich nachteilig zu beeinflussen und somit eine negative Abweichung von der prognostizierten voraussichtlichen Entwicklung herbeizuführen. Bei Risiken der Kategorien „mittel“, „hoch“ und „sehr hoch“ gehen wir nachfolgend auf Veränderungen in der Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr ein.
Vor einem Jahr wurden signifikante Unterbrechungen der Energieversorgung in Europa aufgrund des Kriegs Russlands gegen die Ukraine als wesentliches Risiko mit Auswirkungen auf Absatz, Beschaffung, Investitionen und Produktion sowie auf die Wettbewerbsfähigkeit identifiziert. Diese Risiken werden nunmehr als weitgehend beherrschbar angesehen und haben deshalb zu signifikanten Reduzierungen der Risikowerte in den genannten Bereichen geführt.
Konjunkturelle und Branchenrisiken
Die Entwicklung der weltweiten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielt eine entscheidende Rolle für die Geschäftsentwicklung. Insbesondere die Konjunkturentwicklungen in den für ALTANA besonders bedeutenden Volkswirtschaften USA, China und Deutschland bestimmen die Richtung und die Intensität der Nachfrage nach unseren Produkten.
Eine globale Wirtschaftskrise mit einem Einbruch der volkswirtschaftlichen Entwicklung würde zu deutlichen Umsatzrückgängen mit entsprechenden Ergebnisauswirkungen führen. Aber auch regional begrenzte Rezessionen in für uns wesentlichen Absatzmärkten können die Geschäftsentwicklung erheblich beeinflussen. Wir versuchen, mit der globalen Ausrichtung unserer Vertriebsaktivitäten die Abhängigkeit von regionalen oder nationalen Einzelmärkten so zu gestalten, dass die Auswirkungen geografisch begrenzter Wirtschaftskrisen auf den Konzern beschränkt sind.
So vereinen die aktuell bedeutendsten Länder USA und China jeweils weniger als 20 % des Konzernumsatzes auf sich. Auch die Aufteilung unserer Geschäftsaktivitäten auf die Kernregionen Europa, Asien und Amerika weist eine ausgeglichene Struktur auf.
Weiterhin aktualisieren wir im Rahmen des internen Berichtswesens kontinuierlich unsere Einschätzung zur regionalen Konjunkturentwicklung, um auf absehbare Auswirkungen mit der Steuerung unserer Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsaktivitäten reagieren zu können. Auf langfristige Verschiebungen in der regionalen Bedeutung der Absatzmärkte reagieren wir mit der Anpassung unserer Vertriebs-, Produktions- und Organisationsstrukturen.
Neben den allgemeinen Konjunkturrisiken existieren marktbezogene Absatzrisiken, die einzelne Produktgruppen oder Anwendungsbereiche betreffen. Vor allem mittel- bis langfristige Trends, die strukturell eine rückläufige Nachfrage in unseren Zielmärkten auslösen, können dazu führen, dass wir unsere Wachstums- und Profitabilitätsziele nicht erreichen. Auch branchenbezogenen Absatzrisiken versuchen wir mit einer breiten Streuung unseres Angebots entgegenzuwirken. Wir beliefern viele unterschiedliche Industrien, die ihre Endprodukte wiederum in diversen Märkten absetzen. Daher ist die Abhängigkeit von den zugrunde liegenden Märkten begrenzt. Wir schätzen, dass keinem einzelnen Konsumsegment wie zum Beispiel dem Absatzmarkt Automotive, der grafischen Industrie oder dem Bausektor wesentlich mehr als 20 % unseres Umsatzes zuzurechnen ist.
Die Analyse unserer branchen- und anwendungsbezogenen Umsätze ist Bestandteil unserer jährlichen Planungsprozesse. Dabei prüfen wir auch die Veränderung der zukünftigen Wachstumspotenziale durch Nachfragetrends und Technologieentwicklungen und passen gegebenenfalls die strategische Ausrichtung in den einzelnen Geschäftsbereichen an.
Das Eintreten einer weltweiten Wirtschaftskrise sowie das Aufkommen regionaler Wirtschaftskrisen stellen weiterhin bedeutende Risiken dar, wobei die Eintrittswahrscheinlichkeit des Einzelrisikos einer globalen Konjunkturkrise im Vergleich zum Vorjahr geringer eingeschätzt wird. Auch die prognostizierten Schadenswerte sind weiter gesunken, sodass sich im Ergebnis eine Verminderung des bewerteten Risikos ergibt. Insgesamt wird das Risiko nur noch als mittel eingestuft. Auch das Risiko regionaler Konjunkturkrisen wird im Vergleich zum Vorjahr geringer eingeschätzt. Bei gleichbleibender Eintrittswahrscheinlichkeit wird von einer geringeren Schadenshöhe ausgegangen. Das bewertete Risiko der regionalen Konjunkturkrisen ist unverändert als mittleres Risiko klassifiziert. Die gesunkenen Risiken sind unter anderem auf die bereits aktuell schwache konjunkturelle Lage zurückzuführen.
Absatzrisiken
Absatzrisiken resultieren vor allem aus Veränderungen der Markt- und Kundenstruktur und einer damit einhergehenden steigenden Wettbewerbsintensität sowie aus Vermarktungsrisiken für Produkte oder Produktgruppen aufgrund spezifischer Nachfragetrends oder technologischer Veränderungen.
In der Folge kann es zu sinkenden Umsatzerlösen kommen, die sowohl durch rückläufige Absatzmengen als auch durch nachgebende Preise herbeigeführt werden können. Soweit es nicht möglich ist, die Kostenstruktur kurzfristig anzupassen, kann dies zu einem Rückgang der Profitabilität führen.
Wir begegnen Absatzrisiken mit einer kontinuierlichen Optimierung unseres Produkt- und Leistungsportfolios, vor allem auf Basis unserer Innovationskraft. Dabei ist entscheidend, dass wir frühzeitig in der Entwicklungsarbeit die enge Abstimmung mit unseren Kunden suchen, um uns an Marktbedürfnissen auszurichten. Mit unserer Innovationsstrategie können wir einer Verschärfung der Wettbewerbssituation in unseren Märkten entgegenwirken.
Zu wesentlichen Veränderungen in der Kundenstruktur kann es durch den Wegfall, Zusammenschlüsse oder auch die Rückwärtsintegration von Kunden kommen. Aufgrund unserer sehr diversifizierten Kundenstruktur sind diese Risiken allerdings begrenzt. Zudem pflegen wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kernkunden im Rahmen unseres Key Account Managements.
Bei der Gruppe der Absatzrisiken im Bereich Markt und Technologie hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Einschätzung der potenziellen Schadenshöhe durch die gesunkenen Energierisiken deutlich vermindert, während die Eintrittswahrscheinlichkeit, hier insbesondere im Bereich der Verkaufspreisentwicklung, im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen ist. Insgesamt wird die Größenordnung des bewerteten Risikos weiterhin als hoch eingestuft. Die Integration der Von Roll Gruppe und der Beginn der Kommerzialisierung von neuen Technologien führen in der Gruppe der Absatzrisiken im Bereich Verkauf und Distribution sowohl zu einem leichten Anstieg der potenziellen Eintrittswahrscheinlichkeit als auch zu einem Anstieg der potenziellen Schadenshöhe. Dieser Teilbereich der Gruppe, der im Vorjahr nur ein geringes Risiko darstellte, wird daher jetzt den mittleren Risiken zugeordnet.
Risiken aus Unternehmenszukäufen, Beteiligungen und sonstigen Investitionen
Neben dem operativen Wachstum spielen die Übernahmen von Unternehmen, Geschäftsaktivitäten oder Technologien für ALTANA eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Strategie des nachhaltig profitablen Wachstums. Je nach Größenordnung der übernommenen Aktivitäten kann eine mangelhafte Integration dazu führen, dass die Ertragslage des Konzerns belastet und der finanzielle Spielraum eingeschränkt wird. Auch kann es bei einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung gegenüber den zum Zeitpunkt des Kaufs erwarteten Annahmen zu ergebnisbelastenden Wertminderungen von Vermögenswerten kommen. Ende September 2023 wurde mit der Übernahme der Von Roll Gruppe eine signifikante Akquisition getätigt.
Darüber hinaus können aus der Restrukturierung von Geschäftsaktivitäten oder der Umsetzung von langfristig orientierten Effizienzmaßnahmen Wertminderungen für Vermögenswerte resultieren.
Um die Auswirkungen dieser Risiken aus Zukäufen zu minimieren, prüfen wir die Akquisitionsziele systematisch und umfassend und analysieren sie im Rahmen eines mehrstufigen Genehmigungsprozesses sehr genau.
Zur Umsetzung der strategischen Ziele erweitert und erneuert ALTANA stetig die eigenen Entwicklungs-, Produktions- oder sonstigen Anlagen. Die zum Teil sehr komplexen Projekte unterliegen dabei stets gewissen Risiken hinsichtlich der Einhaltung der Zeitpläne, budgetierten Kosten sowie hinsichtlich der Realisierung der erwarteten Ziele. Die Projekte durchlaufen regelmäßig umfangreiche Genehmigungs- und Überwachungsroutinen. Die Summe der potenziellen Schäden hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht vermindert (u. a. Effekt der Energierisiken). Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist hingegen aufgrund der höheren Eintrittswahrscheinlichkeiten bei komplexen IT-Projekten gestiegen. Die Risiken aus Investitionen werden weiterhin den mittleren Risiken zugeordnet.
Beschaffungsrisiken
Zu den wesentlichen Beschaffungsrisiken zählen eine Einschränkung der Verfügbarkeit von einzelnen Rohstoffen und Transportdienstleistungen sowie erhebliche Preiserhöhungen für Rohstoffe und Logistik, die wir nicht kurzfristig oder nur anteilig an die Märkte weitergeben können und die so zu Belastungen für die Ertragslage des Konzerns werden können.
Wir analysieren ständig die Marktsituation auf den für ALTANA relevanten Rohstoff- und Logistikmärkten. Dadurch können wir sowohl Preistrends als auch strukturelle Verschiebungen auf der Anbieterseite frühzeitig identifizieren und Maßnahmen vorbereiten. Diese Erkenntnisse fließen in die Gestaltung unserer Lieferkontrakte ein. Gleichzeitig berücksichtigen wir Preisvolatilitäten auch im Rahmen unserer Kundenbeziehungen. Um Preiserhöhungen kurzfristig an die Märkte weitergeben zu können, nutzen wir die Flexibilität von Preismechanismen und Preisbindungsfristen.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit für die Gruppe der Beschaffungsrisiken sank insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht. Das deutliche Absinken der potenziellen Schadenshöhe führte jedoch im Wesentlichen zu einer neuen Einstufung der Beschaffungsrisiken von sehr hoch auf hoch. Im Wesentlichen verminderte sich das Risiko für den Bezug von Energie, das durch den Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und die daraus resultierenden Verwerfungen im Energiesektor im Vorjahr entstanden war, im laufenden Jahr deutlich.
Finanzmarktrisiken
Finanzmarktrisiken betreffen im Wesentlichen kurzfristige und deutliche Veränderungen von Wechselkursrelationen und Zinssätzen, Kreditausfallrisiken sowie die Deckung von Finanzmittelbedarfen.
Aus Wechselkursschwankungen können durch die Umrechnung von Fremdwährungspositionen in die Konzernwährung Euro ebenso Belastungen auf Konzernumsatz und Ergebnisentwicklung (Translationsrisiken) resultieren wie auch im Rahmen von Geschäften in Fremdwährung (Transaktionsrisiken). Zinssatzveränderungen beeinflussen die Finanzierungskosten. Der Ausfall von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder von Finanzforderungen kann die Ertragslage und auch die Finanzmittelausstattung des Konzerns nachteilig beeinflussen. Eine mangelnde Verfügbarkeit von Finanzmitteln für die Umsetzung von Akquisitionen oder wesentlichen Investitionsprojekten kann dazu führen, dass wir unsere strategischen Ziele verfehlen.
Materielle Transaktionsrisiken sichern wir in den Fällen über Devisengeschäfte ab, in denen wir mit hinreichender Sicherheit von einer Realisierung des zugrunde liegenden Geschäfts ausgehen. Weiterführende Informationen zur Bewertung und Bilanzierung von Sicherungsgeschäften finden sich im vollständigen Konzernabschluss hier. (Punkt 27).
Zur Minimierung von Kreditausfallrisiken sind systematische Prüfungen der Bonität und des Zahlungsverhaltens unserer Kontrahenten vorgesehen. Dies betrifft sowohl die Kunden als auch unsere Geschäftsbanken und andere Geschäftspartner, bei denen Zahlungsausfälle einen Einfluss auf unsere Finanzsituation haben können.
Die Verfügbarkeit von Finanzmitteln sichern wir über die zentrale Steuerung und Überwachung der konzernweiten Finanzmittelbestände. Zudem wird durch die Nutzung verschiedener Finanzierungsinstrumente ebenfalls zentral ein Finanzmittelrahmen zur Verfügung gestellt. Dieser kann genutzt werden, um kurz- bis mittelfristig auftretende ungeplante Finanzbedarfe zu decken, die beispielsweise aufgrund von Akquisitionen oder einer krisenbedingt rückläufigen operativen Geschäftstätigkeit entstehen.
Die Gruppe der Finanzmarktrisiken wird weiterhin als mittleres Risiko eingeschätzt. Die Bewertung für das wesentliche Einzelrisiko in dieser Risikogruppe – negative Ergebniseffekte aus Wechselkursveränderungen – blieb in der Höhe der Eintrittswahrscheinlichkeit unverändert, wobei die potenzielle Schadenshöhe sich verminderte und das Risiko insgesamt nur noch als gering eingestuft wird. Das Einzelrisiko in Bezug auf die Zinsentwicklung sank im Vergleich zum Vorjahr. In Summe führte die Entwicklung der Einzelrisiken nicht zu einer geänderten Einstufung der Risikogruppe. Die anhaltend hohen Zuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit und der bestehende allgemeine Finanzmittelrahmen reichen weiter aus, um die erwarteten Abflüsse für Investitionen, Tilgungen und Dividenden zu decken.
Innovationsrisiken
Für ALTANA stellt die Innovations- und Technologieführerschaft einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Als Anbieter von teilweise hochspezialisierten Chemieprodukten ist es wichtig, kontinuierlich mit neuen Produkten am Markt präsent zu sein und von unseren Kunden als kompetenter und innovativer Partner wahrgenommen zu werden. Gelänge dies zukünftig nicht mehr, könnten sich Risiken für das nachhaltige Wachstum, das Erreichen unserer Rentabilitätsziele sowie die Positionierung von ALTANA in den relevanten Märkten ergeben.
Mit unserer auf allen Organisationsebenen gelebten Innovationskultur stellen wir die Bedeutung der Innovation heraus und sichern somit deren Stellenwert. Sowohl dezentral als auch auf Konzernebene werden die Aktivitäten in Forschung und Entwicklung kontinuierlich anhand von finanziellen und nicht-finanziellen Kriterien bewertet und gesteuert. Indem wir überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung investieren, können wir stetig individuell auf aktuelle Kundenbedürfnisse zugeschnittene Produkte am Markt einführen und so unsere Wettbewerbsposition positiv beeinflussen.
Der Schutz des erarbeiteten Know-hows über Patente ist wichtig, um einen Wissensvorsprung auch in wirtschaftlichen Erfolg umzuwandeln. Dazu gehört auch, aktuell genutzte Technologien oder Verfahrens- und Produkteigenschaften so abzusichern, dass diese nicht von anderen Unternehmen genutzt werden können.
Sowohl die potenzielle Schadenshöhe als auch die Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Risikogruppe bewegen sich leicht über Vorjahresniveau. Die Gruppe der Innovationsrisiken ordnen wir insgesamt weiterhin der mittleren Risikogruppe zu.
Sonstige Risiken
Produktionsrisiken betreffen technische Störungen oder menschliches Versagen im Produktionsbereich, die zu Personen- und / oder Umweltschäden führen können. Unser Ziel ist es, durch den Betrieb von voneinander unabhängigen Produktionslinien die Folgen eines Maschinenausfalls auf die Wertschöpfungskette möglichst zu minimieren. Die Schulung in unseren klar definierten Prozess- und Qualitätsstandards ist für unsere Belegschaft in den jeweiligen Bereichen verpflichtend. Zudem schließen wir entsprechende Sachschaden- und Ausfallversicherungen ab. Das durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine im letzten Jahr hohe Schadenspotenzial einer Gasmangellage und einem daraus resultierenden Risiko von Produktionsunterbrechungen nahm im Verlauf des Jahres signifikant ab. In Verbindung mit einer rückläufigen Entwicklung der Konjunktur und dadurch bedingten Absatzeinbußen führte dies zu einem deutlichen Rückgang der potenziellen Schadensumme. Trotz eines leichten Anstiegs der Eintrittswahrscheinlichkeit erfolgt daher eine Herabstufung der Gruppe der Produktionsrisiken von hoch auf mittel.
Informationstechnologien bilden die Basis nahezu aller Geschäfts- und Kommunikationsprozesse bei ALTANA. Auf Ausfälle oder Störungen von IT-Systemen können weitreichende Beeinträchtigungen in allen Wertschöpfungsstufen des Konzerns folgen, die wesentliche Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben können (IT-Risiken). Hinzu kommen mögliche Risiken aus dem Verlust von Daten oder der Entwendung von Geschäftsgeheimnissen. Der reibungslosen Verfügbarkeit von IT-Anwendungen und IT-Services misst ALTANA eine hohe Bedeutung bei. Um dies zu gewährleisten, sind entsprechende Prozesse und Organisationsstrukturen etabliert. Diese werden kontinuierlich der sich ändernden Risikolage und den neuen technologischen Möglichkeiten angepasst. Für den Fall von wesentlichen Störungen oder Datenverlusten existieren Notfallpläne. Auch in den kommenden Jahren wird unser Fokus unverändert auf Sicherheits- und Schutzmaßnahmen liegen, die wir entsprechend dem Bedrohungsprofil weiterentwickeln.
Die Lieferung fehlerhafter Produkte kann Personen-, Sach- oder Umweltschäden hervorrufen und damit Haftungsrisiken auslösen. Dies kann wesentliche Auswirkungen auf die Vermögenslage des Konzerns haben. Wir minimieren dieses Risiko durch eine hohe Prozessstandardisierung in der Produktion und umfassende Maßnahmen der Qualitätskontrolle. Zusätzlich führen wir laufend Analysen zur Einschätzung des Gefährdungspotenzials unserer Einsatzstoffe und unserer Produkte durch und schließen Versicherungen ab.
Die Veränderung von politischen Rahmenbedingungen kann zu Beschränkungen für den Waren- oder Devisenverkehr führen. Auch kann infolge politischer Unruhen der Zugriff auf Vermögenswerte des Konzerns in betroffenen Ländern erschwert oder sogar verhindert werden. Regulatorische Veränderungen können dazu führen, dass bestimmte Produkte oder Inhaltsstoffe nicht mehr oder nur mit starken Einschränkungen verarbeitet oder vertrieben werden dürfen. Wir analysieren stetig das politische Umfeld in den für uns wesentlichen Ländern und berücksichtigen aktuelle Entwicklungen in der Bewertung von Geschäftsbeziehungen. Direktinvestitionen nehmen wir nur in solchen Ländern vor, in denen wir von einer hohen Stabilität des politischen Umfelds ausgehen. An für uns wesentlichen Gesetzgebungsverfahren und Diskussionen zu Änderungen im regulatorischen Umfeld beteiligen wir uns aktiv und können durch diese Beteiligung frühzeitig mögliche neue Anforderungen antizipieren.
Während wir die Risiken im Bereich Regulatorik und EH&S (Environment, Health & Safety) unverändert als gering einschätzen, musste die Risikogruppe im Bereich der politischen Risiken von mittel auf hoch angehoben werden. Sowohl Eintrittswahrscheinlichkeit als auch potenzielle Schadenshöhe stiegen hier gegenüber dem Vorjahr an. Mögliche Verschärfungen der Sanktionspolitik aufgrund des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und die Folgen des Kriegs in Israel, aber auch Auswirkungen anderer politischer Konflikte, die unter anderem auch zu Einschränkungen von Eigentumsrechten führen können, sorgten für einen Anstieg des Risikos.
Die Risiken aufgrund von Naturkatastrophen, Pandemien und kriegerischer Auseinandersetzungen bleiben in der potenziellen Einschätzung im mittleren Risikobereich. Allerdings führte hier die zunehmende Verschärfung der weltpolitischen Lage zu einer Zunahme der Eintrittswahrscheinlichkeit weiterer militärischer Auseinandersetzungen.
Risiken im Bereich der Logistik wurden durch die gestiegene Zuverlässigkeit der Logistikketten nunmehr als geringes Risiko eingestuft. Sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit als auch die potenzielle Schadenshöhe der Risikogruppe sanken.
Aus Verstößen gegen Gesetze (Compliance-Risiken) können Haftungsrisiken und Reputationsschäden entstehen, die eine wesentliche Auswirkung auf die Ertrags- und Vermögenslage des Konzerns haben können. Diesen Risiken wirken wir im Rahmen unseres Compliance Management Systems entgegen, auch indem wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig über relevante gesetzliche Anforderungen informieren und schulen. Sowohl die potenzielle Schadenshöhe als auch die Eintrittswahrscheinlichkeit bewegen sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Risikogruppe wird unverändert als mittleres Risiko klassifiziert.
Eine wichtige Basis für den langfristigen Erfolg sind kompetente und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sollten wir zukünftig nicht in der Lage sein, geeignete Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren und zu halten, bestehen Risiken für die erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie (Personalrisiken). Um diesen Risiken zu begegnen, bietet ALTANA ein ansprechendes Arbeitsumfeld und ein attraktives Vergütungssystem, ergänzt um vielfältige Programme zur Altersvorsorge und Vermögensbildung. Zudem bilden wir sowohl Nachwuchskräfte als auch Fach- und Führungskräfte regelmäßig weiter.
Ordnungsmäßigkeit der Konzernrechnungslegung
Wesentliche rechnungslegungsbezogene Risiken entstehen insbesondere durch die Verarbeitung außerordentlicher und nicht routinemäßiger Sachverhalte. Hierzu gehören unter anderem die erstmalige Einbeziehung von zugekauften Unternehmen oder Unternehmensteilen sowie die Abbildung des Verkaufs von Konzernvermögen. Auch die Bilanzierung von Finanzinstrumenten birgt aufgrund der komplexen Bewertungsstruktur Risiken. Hinzu kommen Risiken aus dolosen Handlungen.
Bei ALTANA wird die Konzernrechnungslegung durch eine eigene Fachabteilung innerhalb der Konzernholding koordiniert und überwacht. Ein Kernbestandteil des Kontrollsystems beinhaltet die zentral durch diesen Bereich für alle Gesellschaften vorgegebenen Richtlinien, Prozessbeschreibungen und Terminvorgaben, die ein standardisiertes Vorgehen bei der Abschlusserstellung gewährleisten. Hinzu kommt, dass für komplexe Sachverhalte die erforderlichen Instrumente zur einheitlichen Bilanzierung zentral für alle Konzerngesellschaften vorgehalten werden. Im Rahmen der Erfassung außerordentlicher Vorgänge und komplexer Spezialthemen werden regelmäßig externe Gutachten, Beratungen und Stellungnahmen eingeholt.
Die Erstellung der Einzelabschlüsse der Konzerngesellschaften erfolgt dezentral durch die Buchhaltungen vor Ort. Die Abschlusserstellung unter Berücksichtigung der Konzernvorgaben sowie länderspezifischer Rechnungslegungsvorschriften liegt damit in der Verantwortung der einzelnen Gesellschaften.
Die zur Abschlusserstellung notwendigen Arbeitsschritte werden dabei so definiert, dass wichtige Prozesskontrollen integriert sind. Hierzu gehören Vorgaben zur Funktionstrennung und Aufteilung von Verantwortlichkeiten, zu Kontrollmechanismen und zu Zugriffsregelungen im IT-System. Die Richtigkeit und Vollständigkeit der Jahresabschlüsse wird durch die jeweilige Geschäftsführung explizit gegenüber der Konzernführung bestätigt. Wesentliche Abschlüsse werden zudem durch den jeweils zuständigen Abschlussprüfer oder Konzernabschlussprüfer einer Prüfung unterzogen.
Die lokalen Rechnungslegungsabschlüsse werden über standardisierte Formate und Prozesse in einem zentralen IT-System erfasst und konsolidiert. Auf der Ebene der Geschäftsbereiche und der Holding werden zahlreiche, sowohl manuelle als auch IT-gestützte, Kontrollmechanismen angewandt. Diese umfassen die Analyse und Plausibilitätsprüfung der gemeldeten Daten und der Konsolidierungsergebnisse, sowohl durch das Konzernrechnungswesen als auch durch den Bereich Controlling und andere Fachabteilungen. Notwendige Korrekturen von Abschlussdaten werden grundsätzlich auf Ebene der Einzelgesellschaft vorgenommen, um die Einheitlichkeit und Überleitung der Daten sicherzustellen.
Für die Abschlusserstellung relevante Sachverhalte, Prozesse und Kontrollsysteme werden durch die Abschluss- und Konzernabschlussprüfer geprüft. Der Wirtschaftsprüfer berichtet über die Prüfung direkt an den Aufsichtsrat und den Prüfungsausschuss. Hinzu kommen Prüfungen durch den zentralen Fachbereich Interne Revision.
Nach jedem Abschlussprozess werden die in den unterschiedlichen Bereichen erkannten Optimierungspotenziale analysiert und Anpassungen zur Verbesserung der Prozesse vorgenommen.
Chancen
Die Identifizierung und Bewertung von Chancen für die zukünftige Geschäftsentwicklung ist in die unterschiedlichen Planungs-, Analyse- und Steuerungsprozesse integriert.
Im Rahmen der strategischen Planung analysieren wir Nachfragetrends sowie Markt- und Technologieentwicklungen im Hinblick auf wertschaffende Handlungsoptionen für ALTANA. Zusätzlich befassen sich die Geschäftsbereiche laufend mit den Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Absatzmärkte. Während der Finanzplanungsprozesse werden die Auswirkungen von Handlungsoptionen bewertet und diskutiert, um zukünftige Chancen optimal nutzen zu können. Schließlich werden mögliche Chancen für die kurzfristige Geschäftsentwicklung zusammen mit den bestehenden Risiken ausführlich auf allen Managementebenen behandelt.
Im Folgenden sind die wesentlichen Chancen beschrieben, die dazu führen können, dass ALTANA die kurz-, mittel- oder langfristigen Ziele übertrifft. Die Reihenfolge entspricht dabei der Einschätzung zu den Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung.
Konjunktur- und Branchenentwicklung
Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld in den für ALTANA wichtigen etablierten und aufstrebenden Industrieregionen, insbesondere in Asien, Amerika und Europa, besser entwickeln als von uns prognostiziert, so kann dies zu unerwarteten Wachstumsimpulsen führen. In deren Folge kann sich auch die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen positiver entwickeln und die Prognosen übertreffen. Gleiches gilt für das Wachstum in den wichtigen Schwellenländern Asiens und Südamerikas. Sollte sich das Wachstum hier über die erwarteten Größen hinaus beschleunigen, sollten wir aufgrund unserer Marktpositionen davon profitieren können.
Neben der regionalen Ausprägung können Wachstumsimpulse auch aus einzelnen Branchen resultieren. Insbesondere eine positive Entwicklung des Automobilsektors, des Bausektors und ein Anstieg bei der Verwendung silberner und grauer Farbtöne im Konsumsektor kann zusätzliche Potenziale eröffnen.
Innovation
Die stetige Weiterentwicklung des Produkt- und Leistungsportfolios ist eine wichtige Voraussetzung, um langfristig unsere Strategie des profitablen und nachhaltigen Wachstums fortzusetzen. Sollte es ALTANA gelingen, die Innovationskraft schneller auszubauen und den Anteil an neuen Produkten mit einem hohen Nachfragepotenzial über das Zielniveau hinaus zu steigern, ergäben sich noch stärkere Wachstumsperspektiven. Weiterhin könnten Kunden schneller und in größerem Umfang als von uns erwartet innovative von uns hergestellte und vertriebene Produkte nachfragen. Das Gleiche gilt für den Eintritt in neue Märkte und das Eröffnen neuer Anwendungsfelder für unsere Produkte.
Unternehmenszukäufe und Portfoliomaßnahmen
Akquisitionen spielen für ALTANA eine zentrale Rolle für die langfristige Wertschaffung. Bereits in den letzten Jahren haben wir den Konzern kontinuierlich über Zukäufe strategisch weiterentwickeln können und beabsichtigen dies auch in den nächsten Jahren weiterzuführen. Der im Jahr 2023 erfolgte Erwerb der Von Roll Gruppe erweiterte das Produktportfolio durch den Bereich der Hochspannungsisolierungen und eröffnete neue Möglichkeiten der Teilhabe im Bereich des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig haben wir das Portfolio auch um diejenigen Aktivitäten bereinigt, die sich nicht im Rahmen der strategischen Zielsetzungen entwickelten und auch langfristig keine Wertschaffung für den Konzern versprachen.
Auch in Zukunft wollen wir durch den Zukauf von Unternehmen und Aktivitäten wachsen. Dies ist eine elementare Voraussetzung, um unsere strategischen Wachstumsziele zu erreichen. Sollten sich hierbei zukünftig über den Erwartungen liegende Möglichkeiten ergeben, kann uns dies dabei unterstützen, Marktpositionen zu stärken und neue Marktsegmente zu erschließen. Dies kann sich zusätzlich positiv auf das Erreichen unserer strategischen Ziele auswirken.
Synergien
ALTANA ist ein in hohem Maße dezentral geführter Konzern, in dem in einigen Bereichen der Wertschöpfungskette und in einzelnen Managementfunktionen zentrale Einheiten die Geschäftsbereiche koordinierend unterstützen oder gemeinsam genutzte Plattformen bereitstellen. In dem Maße, wie es uns gelingt, die Vernetzung innerhalb des Konzerns stärker als geplant voranzutreiben, können sich auch weitere Potenziale zur Effizienzsteigerung ergeben.
Gesamtaussage des Vorstands zur voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns inklusive Gesamtbild zur Risiko- und ChancenlageFür das Jahr 2024 rechnet ALTANA mit einem moderaten globalen Wirtschaftswachstum auf dem Niveau des Vorjahres und einer Abschwächung des inflationären Preis- und Kostenauftriebs. Es wird jedoch keine grundlegende Verbesserung der konjunkturellen und geopolitischen Rahmenbedingungen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung erwartet. In diesem weiterhin herausfordernden Umfeld prognostiziert ALTANA ein operatives Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die im Jahr 2023 und Anfang 2024 getätigten Akquisitionen werden zusätzlich signifikant zum Umsatzwachstum beitragen. Die Ergebnisprofitabilität wird – belastet durch die Integrationskosten für die Akquisitionen – 2024 nicht den strategischen Zielkorridor von 18 % bis 20 % erreichen, sich aber in Abhängigkeit der Nachfrageentwicklung leicht verbessern. Für die absoluten unternehmenswertbezogenen Kennzahlen erwarten wir ebenfalls eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Die Risiken von Belastungen aus geopolitischen Spannungen sowie einer gegenüber unseren Erwartungen verschlechterten oder sogar rezessiven Entwicklung der Weltwirtschaft oder wichtiger Kernregionen schätzen wir als relevant ein. Darüber hinaus resultieren wesentliche Risiken für die kurzfristige Umsatz- und Ergebnisentwicklung aus einer höheren Preisvolatilität auf den Rohstoff- und Energiemärkten, aus kurzfristigen Schwankungen der Wechselkursrelationen und aus Wertminderungen auf im Rahmen von Akquisitionen übernommene Immaterielle Vermögenswerte. Insgesamt haben wir keine Risiken festgestellt, die den Fortbestand des ALTANA Konzerns gefährden würden. Den Risiken stehen Chancen gegenüber, die zu einer über der skizzierten Prognose liegenden Umsatz- und Ergebnisentwicklung führen können. |