Grundlagen des Konzerns

Organisation und rechtliche Struktur

Die ALTANA Gruppe ist ein weltweit tätiger Anbieter von spezialisierten Chemieprodukten und zugehörigen Dienst­leistungen für unterschiedliche Branchen und Anwendungs­felder. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2019 erzielten die 64 konsolidierten Tochter- und Beteiligungsgesellschaften einen Konzernumsatz von über 2,2 Mrd. €. ALTANA beschäftigt konzernweit etwa 6.500 Mitarbeiter.

Die Konzernaktivitäten werden in vier Geschäftsbereichen zusammengefasst, die jeweils über eigene Führungs- und Organisationsstrukturen verfügen. Die Geschäftsbereiche und die diesen zugeordneten Konzerngesellschaften handeln dezentral mit hohem Entscheidungsspielraum, das heißt, markt-, standort- und produktbezogene Entscheidungen werden weitgehend eigenverantwortlich getroffen. Die Geschäftsbereiche agieren weltweit und verfügen jeweils über eigene Produktions- und Vertriebsstandorte sowie Forschungs- und Entwicklungslabore in den für sie wesent­lichen Märkten.

Die ALTANA AG mit Sitz in Wesel ist eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht und übernimmt als Führungs­gesellschaft der ALTANA Gruppe die strategische Steuerung des Konzerns und der Geschäftsbereiche. Geleitet wird die ALTANA AG durch den Vorstand, dessen Mitglieder eigenverantwortlich handeln und nur dem Interesse der Gesellschaft verpflichtet sind. Die Tätigkeit des Vorstands wird durch den Aufsichtsrat überwacht, dessen Mitglieder dem Vorstand auch beratend zur Seite stehen. Details zum Leitungs- und Kontrollsystem der ALTANA AG sind im Abschnitt Corporate Governance in diesem Bericht zusammengefasst.

Sämtliche Anteile an der ALTANA AG werden von der SKion GmbH, Bad Homburg v. d. H., einer Beteiligungsgesellschaft von Frau Susanne Klatten, Doctor of Science h.c., Univ. Buckingham, gehalten.

Die dezentrale Organisationsstruktur kombiniert die schnelle markt- und kundennahe Handlungsfähigkeit der einzelnen operativen Einheiten mit den Vorteilen eines finanzstarken und international agierenden Konzerns. Die Organisation ist darauf ausgelegt, sich flexibel an veränderte Marktbedingungen und ein volatiles Konjunkturumfeld anzupassen. Zudem können neue Aktivitäten organisatorisch kurzfristig integriert werden.

Geschäftstätigkeit und Geschäftsbereiche

Als weltweit tätiger Spezialchemiekonzern fokussiert ALTANA seine Kernaktivitäten auf anspruchsvolle Märkte und Kunden, die individuelle Problemlösungen benötigen.

Ein wesentlicher Anteil des Produkt- und Leistungsportfolios der ALTANA Gruppe umfasst Einsatzstoffe für die Produktion von Lacken, Druckfarben und Kunststoffen. Daneben werden aber auch Druckfarben und Lacke für Spezialanwendungen, Isolierharze für die Elektro- und Elektronikindustrie, Dichtungsmassen für Verpackungen sowie Mess- und Prüfinstrumente hergestellt.

Aktivitäten der Geschäftsbereiche

BYK
Der Geschäftsbereich BYK gehört international zu den führenden Anbietern von speziellen Zusatzstoffen, sogenannten Additiven, die in Lacken und Farben, Kunststoffen sowie in der Exploration und anderen industriellen Anwendungen eingesetzt werden. Die Produkte des Geschäftsbereichs, die meist nur in sehr geringen Mengen verwendet werden, beeinflussen maßgeblich die Eigenschaften der Endprodukte oder ermöglichen eine Optimierung von Herstellungsverfahren und industriellen Prozessen.

Netz- und Dispergieradditive, eine der Hauptprodukt­gruppen des Geschäftsbereichs, unterstützen die gleichmäßige Verteilung und verbessern die Funktion von Pigmenten und Füllstoffen, zum Beispiel in Lacken oder Kunststoffen. Mithilfe von Entschäumern und Entlüftern wird die Schaum­bildung sowohl im Herstellungsprozess von Lacken und Farben als auch in der Anwendung beim Endkunden vermieden. Oberflächenadditive werden zur Erzeugung besonderer Eigenschaften, wie zum Beispiel glänzender, matter oder besonders glatter Oberflächen, eingesetzt. Rheologie-Additive optimieren das Fließverhalten von Lacken oder Kunststoffen. Zudem fertigt der Geschäftsbereich Mess- und Prüfinstrumente, die zur Bestimmung von Oberflächeneigenschaften, Farbtönen und optischen Effekten eingesetzt werden.

Die BYK-Chemie GmbH, Wesel, ist die Führungsgesellschaft des Geschäftsbereichs. Sie ist zudem der größte Produktions- und Entwicklungsstandort für Additive und die umsatzstärkste Gesellschaft im ALTANA Konzern. BYK produziert auch an anderen Standorten in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien sowie in China und den USA. Sämtliche Mess- und Prüfinstrumente werden in einem Werk in Süddeutschland (Geretsried) gefertigt.

Der Geschäftsbereich vertreibt die Produkte unter den Marken BYK (Additive) und BYK-Gardner (Instrumente) vor allem an Kunden in der Lack-, Druckfarben- und Kunststoffindustrie. Aufgrund des zusätzlichen Leistungsportfolios ist BYK ein Systemanbieter und Partner insbesondere von Lackherstellern und Kunststoffverarbeitern. Auf Basis der hohen Problem­lösungskompetenz hat BYK in den letzten Jahren auch in vielen anderen industriellen Anwendungsfeldern eine bedeutende Marktstellung erreicht.

In den wesentlichen Regionen vertreibt der Geschäftsbereich seine Produkte über eigene Gesellschaften und Niederlassungen. Darüber hinaus besteht für die weltweite Vermarktung ein dichtes Netz an Händlern und Agenten. Den höchsten Anteil des Umsatzes generiert BYK in der Region Europa, gefolgt von Asien und Amerika. Den wichtigsten Umsatzbeitrag als Einzelland liefern die USA. Es folgen China und Deutschland.

Kontinuierlich wird das bestehende Produktportfolio weiterentwickelt und ergänzt. Um die Innovationstätigkeit ziel­gerichtet und nahe an den Bedürfnissen der Märkte durchführen zu können, unterhält BYK ein eigenes Netzwerk an Entwicklungslaboren, die in den jeweiligen Regionen eng mit den Kunden zusammenarbeiten. Gleichzeitig werden immer wieder neue Anwendungsfelder für bestehende oder neue Produkte erschlossen.

ECKART
Im Geschäftsbereich ECKART bündelt ALTANA die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von Effektpigmenten. Diese werden von Kunden zur Erzielung optischer und funktionaler Effekte im Wesentlichen in Lacken, Kunststoffen, Druckfarben, Kosmetika und Baustoffen eingesetzt. Ausgangsrohstoffe sind vor allem Aluminium, Kupfer und Zink. Neben Metalleffektpigmenten werden weitere Pigmente auf der Basis künstlicher Substrate angeboten. Ergänzt wird das Leistungsspektrum durch Effektdruckfarben und Dienstleistungen.

Aluminiumbasierte Effektpigmente machen den größten Anteil des Geschäfts von ECKART aus. Diese werden von Kunden insbesondere zur Erzielung von silberfarbenen Metallic-Effekten eingesetzt, z. B. für Autolacke oder auf grafischen Erzeugnissen. Aluminiumpigmente werden aber auch für funktionale Zwecke, z. B. bei der Herstellung von Porenbeton, eingesetzt. Bronzeeffektpigmente erzeugen in Lacken, Druckfarben und Kunststoffprodukten goldfarbene Effekte. Zinkpigmente hingegen werden von Kunden in Speziallacken verwendet, um funktionale Eigenschaften zu erzielen, insbesondere für Zwecke des Korrosionsschutzes.

Die ECKART GmbH ist die operative Führungsgesellschaft des Geschäftsbereichs. Sie produziert in Süddeutschland (Hartenstein und Wackersdorf) einen Großteil der weltweit vertriebenen Effektpigmente. Weitere Produktionsstandorte befinden sich in der Schweiz, in Finnland sowie in China und den USA.

Der Herstellungsprozess zeichnet sich durch eine sehr hohe Wertschöpfungstiefe aus. In einer Reihe von aufeinander­folgenden Prozessschritten werden die unterschiedlichsten Pigmente gefertigt, chemisch veredelt bzw. teilweise zu fertigen Druckfarben verarbeitet.

Die Vermarktung der Effektpigmente erfolgt zum größten Teil über eigene Vertriebsstrukturen, aber auch über Vertriebspartner. Die internationalen Hersteller von Lacken, Druckfarben und Kunststoffen zählen zu den bedeutendsten Kunden von ECKART.

Hinzu kommen Produzenten in der Bauindustrie sowie der Kosmetikbranche. Nahezu die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet ECKART auf dem europäischen Kontinent. Es folgen die Absatzmärkte in Asien und Amerika.

Als ein bedeutender Anbieter von Metalleffektpigmenten treibt ECKART auf der Grundlage einer ausgeprägten Technologiekompetenz und langjährigen Know-hows die Entwicklung neuer Produktqualitäten und die Öffnung neuer Anwendungsfelder stetig voran.

ELANTAS
Die Gesellschaften im Geschäftsbereich ELANTAS bieten ihren Kunden eine hohe Kompetenz im Bereich der Elektroisoliermaterialien. Als einer der weltweit führenden Anbieter konzentriert der Geschäftsbereich sein Leistungsportfolio vor allem auf Lacke zur Isolierung von Metalldrähten sowie auf Spezialharze und Lacke zur Imprägnierung oder zum Schutz von elektrischen und elektronischen Bauteilen.

ELANTAS verfügt über eine eigene Holdingstruktur unter Führung der ELANTAS GmbH mit Sitz in Wesel. Diese steuert die Aktivitäten des Geschäftsbereichs und unterstützt die operativ tätigen Tochtergesellschaften, die in Deutschland, Italien, China, Indien, Malaysia, den USA sowie Brasilien Isoliermaterialien entwickeln und produzieren.

Vertrieben werden die Produkte weltweit. Zu den wesentlichen Kundengruppen gehören zum einen Lackdraht­hersteller, die Materialien zur Isolierung der aus Kupfer oder Aluminium gefertigten Drähte benötigen. Zum anderen liefert der Geschäftsbereich auch Isolierharze und Lacke direkt an die Hersteller elektrischer oder elektronischer Bauteile.
Asien – und hier vor allem China – ist die mit Abstand wichtigste Absatzregion für ELANTAS. Ein hoher Anteil der globalen Fertigung von elektrischen und elektronischen Bauteilen und Konsumgütern konzentriert sich auf diese Region. Der Geschäftsbereich ist bereits seit Jahren mit eigenen Produktionsstandorten in China, Indien und Malaysia vertreten. Nach China sind die USA, Indien und Italien die wichtigsten Absatzmärkte.

Auf Basis der umfassenden Kompetenz in der Herstellung und Anwendung von flüssigen Isoliersystemen baut der Geschäftsbereich seine Aktivitäten kontinuierlich aus. Sowohl die Entwicklung neuer Isoliermaterialien als auch die Anwendung der spezifischen Kenntnisse in der Polymerisation sollen neue Anwendungsfelder und damit auch Wachstumspotenziale erschließen. Der globale Trend in Richtung Elektromobilität soll hierbei für zusätzliches Wachstum sorgen.

ACTEGA

Das Leistungsportfolio des Geschäftsbereichs ACTEGA ist auf die Bedürfnisse der Verpackungsbranche und der grafischen Industrie zugeschnitten. Produziert werden Spezial­lacke, Druckfarben, Klebstoffe und Dichtungsmassen, die von Kunden zur Erzielung funktionaler und optischer Effekte eingesetzt werden.

ACTEGA wird über die Holdinggesellschaft ACTEGA GmbH, mit Sitz in Wesel, geführt. Tochtergesellschaften in Deutschland, Frankreich, Spanien, China, den USA, Brasilien, Kanada und Chile produzieren und vertreiben die Produkte des Geschäftsbereichs. Auch die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit ist dezentral organisiert und orientiert sich an den Kompetenzen der einzelnen Gesellschaften in den relevanten Anwendungsbereichen.

Wesentliche Produktgruppen des Geschäftsbereichs umfassen wasserbasierte Lacke und Druckfarben sowie Dichtungsmassen und Klebstoffe, die für die Produktion von Verpackungen genutzt werden. Ein Schwerpunkt des Produktport­folios ist speziell auf die Bedürfnisse der Lebensmittelindustrie mit ihren hohen Qualitätsanforderungen ausgerichtet. 

Daneben werden ACTEGA Druckfarben und Überdrucklacke von Kunden aus der grafischen Industrie nachgefragt. Die wichtigste Absatzregion ist Europa, gefolgt von Amerika. Deutschland und die USA sind die bedeutendsten Einzelmärkte für ACTEGA.

Zusammen mit der Verpackungsindustrie und auch im direkten Kontakt mit Markenartiklern werden neue, verbesserte optische und haptische Funktionalitäten entwickelt. Die Innovationstätigkeit zielt dabei vornehmlich auf die Optimierung der Sicherheit und Haltbarkeit von verpackten Lebensmitteln ab.

In den letzten Jahren hat der Geschäftsbereich gezielt in den Erwerb und die Weiterentwicklung neuer Technologien investiert, um mittel- bis langfristig neue Wachstumspotenziale für das bestehende Geschäft zu erschließen sowie den Eintritt in neue Märkte vorzubereiten.

Wesentliche Einflussfaktoren für die Geschäftsentwicklung

Die unterschiedlichen Absatzmärkte von ALTANA werden durch verschiedene kurz-, mittel- und langfristige Trends beeinflusst.

Kurz- und mittelfristige Nachfrageschwankungen re­sultieren vor allem aus Konjunkturbewegungen. Dabei spielt nicht nur die aktuelle Entwicklung des Konsumver­haltens eine Rolle. Einen wesentlichen Einfluss auf das Kaufverhalten unserer Kunden haben deren Erwartungen bezüglich der kurzfristigen Entwicklung der in der Wertschöpfungskette nachgelagerten Endmärkte. Diese Einschätzung steuert in hohem Maße, welche Lagerniveaus vorgehalten werden.

Auch die tatsächlichen und die erwarteten Veränderungen der Preise für wesentliche Rohstoffe bestimmen die Absatzsituation. Bei nachhaltig steigenden Rohstoffpreisen suchen Kunden nach alternativen Einsatzstoffen und beeinflussen somit den Gesamtabsatz oder den Produktmix. Gleiches gilt für deutliche Veränderungen anderer Kostenbestandteile, die den Preis der Produkte wesentlich beeinflussen. Diese Preissensitivität der Märkte spiegelt sich auch in kurzfristigen Nachfrageveränderungen wider, wenn z. B. für wesentliche Rohstoffmärkte stärkere Preisschwankungen erwartet werden.

Ähnliche Auswirkungen auf das Kundenverhalten kann die Wettbewerbssituation in den einzelnen produktspezifischen Marktsegmenten haben. Der Eintritt neuer oder der Wegfall bestehender Anbieter sowie die Preisgestaltung von Wettbewerbern können zu einem Nachfrageeffekt führen.

Langfristige Veränderungen der Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen des Konzerns werden zum einen durch globale Megatrends und das volkswirtschaftliche Wachstum einzelner Regionen bestimmt. Zum anderen führen Produkt- und Technologieentwicklungen dazu, dass sich kontinuierlich neue Absatzpotenziale ergeben oder auch Produktsegmente eingestellt werden.

Unterjährig resultieren saisonale Nachfrageschwankungen aus einer geringeren Kundenaktivität insbesondere während des chinesischen Neujahrsfestes, der Sommermonate und zum Jahresende.

Strategie und Steuerungssystem

Strategie
Die aktuellen und für die Zukunft erwarteten Anforderungen der Märkte bestimmen das unternehmerische Handeln innerhalb der ALTANA Gruppe. Der Erfolg der Kunden steht dabei im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit. Wir können nur dann langfristig erfolgreich im Wettbewerb agieren, wenn wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten.

Finanzwirtschaftliches Hauptziel ist die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts. Um dieses Ziel zu erreichen, richten wir ALTANA konsequent auf nachhaltig profitables Wachstum in zukunftsorientierten Märkten der Spezialchemie aus.

Profitables Wachstum basiert bei ALTANA auf mehreren Säulen. Dazu gehören in erster Linie der operative Ausbau der Aktivitäten in den bestehenden Märkten und die Erschließung neuer, benachbarter Absatzsegmente. In ihren jewei­ligen Absatzmärkten nehmen die vier Geschäftsbereiche von ALTANA bedeutende Wettbewerbspositionen ein. Diese Positionierung ist eine wichtige Voraussetzung, um von Marktteilnehmern als kompetenter Anbieter von maßgeschnei­derten Lösungen identifiziert und anerkannt zu werden. Neben dem bestehenden, umfassenden Produktportfolio ist es die Innovationstätigkeit, auf der die hohe Lösungskompetenz von ALTANA basiert.

Um Kunden neue Anwendungen und die Weiterentwicklung des eigenen Leistungsportfolios zu ermöglichen, treibt ALTANA die eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten kontinuierlich voran. Das Know-how und die Erfahrung der Mitarbeiter sind dabei ebenso wichtig wie Investitionen in neue Technologien.

Um das spezialisierte Leistungsportfolio beständig auszubauen, ergänzen wir das operative Wachstum regelmäßig durch die Akquisition neuer Gesellschaften oder Geschäftsaktivitäten. Dadurch werden z. B. neue Wertschöpfungs­stufen in den Konzern integriert oder der Zugang zu neuen Märkten und Technologien ermöglicht.

In den letzten Jahrzehnten hat die ALTANA Gruppe ihre Aktivitäten zunehmend international ausgerichtet. Damit konnte der Konzern von den starken Wachstumsraten der aufstrebenden Schwellenländer profitieren und viele Kunden beim Aufbau von Produktionsstrukturen in diesen Regionen begleiten. Die globale Ausrichtung ermöglicht ALTANA zudem, lokale Nachfragetrends kurzfristig zu erkennen und die Absatzmöglichkeiten der daraufhin entwickelten Anwendungen auch für andere Regionen zu prüfen.

Steuerungssystem und Ziele
Das Steuerungssystem bei ALTANA orientiert sich grundsätzlich an dem Ziel des nachhaltigen profitablen Wachstums. Daraus abgeleitet gibt es eine Reihe von – insbesondere finanzwirtschaftlichen – Kennzahlen, deren Entwicklungen analysiert und für die Zielgrößen bestimmt werden. Hierzu zählen insbesondere die Kennzahlen ALTANA Value Added (AVA), Umsatzwachstum, Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sowie die EBITDA-Marge, Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sowie Investitionen.

Die Veränderung des Unternehmenswerts in einer Periode wird über die finanzwirtschaftliche Kennzahl ALTANA Value Added hergeleitet. Der absolute AVA berechnet sich aus der Differenz zwischen dem operativen Ertrag und den Kosten für das im Konzern gebundene Kapital. Der relative AVA setzt diese Differenz ins Verhältnis zum gebundenen Kapital. Er errechnet sich aus dem Return on Capital Employed (ROCE) abzüglich der Kapitalkosten.

Ausgangslage für die Herleitung des operativen Ertrags bildet das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, das um akqui­sitionsbedingte und einmalige Sondereffekte bereinigt und um eine kalkulatorische Steuerlast gemindert wird.

Das gebundene Kapital wiederum umfasst die Bestandteile des Vermögens und der Verbindlichkeiten, die zur Erzielung des operativen Ertrags benötigt werden. Die Kapitalkosten bestimmen sich aus dem gewichteten Mittel der Fremd- und der Eigenkapitalkosten. Den Kapitalkostensatz überprüfen wir regelmäßig, passen diesen aber für die Berechnung des AVA nur an, wenn er bestimmte Korridorwerte über- oder unterschreitet. In den letzten Jahren haben wir jeweils einen Kapitalkostensatz von 8 % angesetzt. Für das Jahr 2020 werden wir als Ergebnis unserer Überprüfungen eine Anpassung des Kapitalkostensatzes vornehmen und mit einem Kapitalkostensatz von 7,5 % rechnen.

Kennzahlen zur Wertentwicklung werden sowohl für die Erfolgsmessung eingesetzt als auch als Kriterien für strate­gische und operative Entscheidungen auf Ebene der Konzernholding, der Geschäftsbereiche und von Einzelgesellschaften genutzt. Die Kennzahl AVA dient darüber hinaus auch zur Bestimmung variabler Vergütungsbestandteile.

Unser Ziel ist es, auf nachhaltiger Basis einen positiven AVA zu erwirtschaften, das heißt einen operativen Ertrag zu erzielen, der die Kapitalkosten überschreitet. In den letzten Jahren ist es uns gelungen, einen positiven AVA zu generieren.

Ein nachhaltig profitables Umsatzwachstum bildet die Basis einer langfristigen Steigerung des operativen Ertrags und damit des Unternehmenswerts. Dabei ist es das Ziel von ALTANA, das allgemeine Marktwachstum in den wichtigsten Absatzsegmenten zu übertreffen und damit Marktanteile zu gewinnen.

Im langfristigen Durchschnitt soll das jährliche operative Umsatzwachstum 5 % betragen. Zusätzliches Wachstum soll durch Akquisitionen erzielt werden – sei es durch den Erwerb von ergänzenden Aktivitäten auf Ebene der bestehenden Geschäftsbereiche oder die mögliche Integration neuer Geschäftsaktivitäten.

Das Wachstum darf allerdings nicht zulasten der Profitabilität erfolgen. Innerhalb des ALTANA Konzerns kommt daher der Steuerung der EBITDA-Marge eine hohe Bedeutung zu. Der langfristige Zielkorridor für die EBITDA-Marge des Konzerns liegt bei 18 % bis 20 %. Daraus abgeleitet existieren langfristige Zielmargen für die vier Geschäftsbereiche, die aufgrund der unterschiedlichen Geschäftsaktivitäten und der Marktcharakteristika vom durchschnittlichen Zielwert für den Konzern abweichen können. In den letzten Jahren lagen die erwirtschafteten Konzernmargen innerhalb oder in einzelnen Jahren sogar oberhalb des Zielkorridors.

Neben dem Erreichen einer langfristigen Umsatz- und Ergebnisdynamik liegt ein weiterer Fokus zur erfolgreichen Steigerung des Unternehmenswerts auf der Steuerung des operativen Kapitals. Wesentliche Einflussgrößen sind in diesem Zusammenhang vor allem die Entwicklung des Anlagevermögens und des Net Working Capital.

Die Investitionen in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte liegen im mehrjährigen Mittel bei rund 6 % des Umsatzes. Über diese Kontinuität können sprunghafte Anstiege des operativen Kapitals und damit einhergehende kurzfris­tige Schwankungen des AVA minimiert werden. Jede wesentliche Investition wird zudem auf ihre kurz- und langfristigen Auswirkungen auf den Unternehmenswert hin geprüft.

Für die Steuerung des Net Working Capital, welches eine hohe Bedeutung für die Entwicklung des operativen Kapitals hat, existieren eigene Kennzahlen, die fortlaufend erhoben und analysiert werden. Diese betreffen die Reichweiten für die Vorräte sowie die Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.

Über die genannten bedeutsamen steuerungsrelevanten Finanzkennzahlen hinaus existieren noch weitere finanzielle Kennzahlen, die der Analyse und der Steuerung des profitablen Wachstums und des Unternehmenswerts dienen. Zu nennen sind dabei vor allem Kostengrößen (Materialkosten, Personalkosten etc.).

Um die einheitliche Ausrichtung aller Aktivitäten an der Strategie des Konzerns zu gewährleisten, existieren auch nicht-finanzielle Kennzahlen. Diese sind aber bislang nicht als steuerungsrelevant zu klassifizieren und fokussieren sich auf die qualitative Bewertung von Aktivitäten, deren finanzielle Messbarkeit eingeschränkt ist. Hierzu gehören zum Beispiel Daten zur Bewertung der Innovation und Nachhaltigkeit, zur Analyse der Absatzmärkte sowie zur Kundenzufriedenheit.

Integrierte Planungsprozesse
Alle steuerungsrelevanten Kennzahlen werden im Rahmen von standardisierten Reportingprozessen erhoben und analysiert. Um diese Kennzahlen auch effektiv zur Steuerung der Strategie sowie kurz- und mittelfristiger Maßnahmen nutzen zu können, existiert ein integrierter Planungsprozess, der verschiedene Planungsebenen und Dimensionen umfasst.

Der Planungszyklus beinhaltet eine strategische Planungskomponente. Diese kombiniert die Analyse der für die zukünftige Geschäftsentwicklung wesentlichen Leistungsindikatoren auf Ebene der Produktgruppen mit einer detaillierten Darstellung der erwarteten Veränderungen im Marktumfeld.

Hieraus werden strategische Maßnahmen abgeleitet, um frühzeitig auf die erwarteten Entwicklungen reagieren zu können. Diese im Strategieplanungsprozess erarbeiteten Maßnahmen umfassen dabei nicht nur Handlungsfelder auf den aktuellen Absatzmärkten, sondern auch konkrete Ziele und Planungsschritte für den Eintritt in neue Geschäftsfelder oder Anwendungsbereiche und Veränderungen im Portfolio der Geschäftsaktivitäten.

Die im Rahmen der strategischen Planung getroffenen Entscheidungen fließen in die anschließende mittelfristige Finanzplanung ein. Diese zeigt die Wachstums- und Profitabilitätsziele für die kommenden drei Jahre sowie die Auswirkungen der erwarteten Geschäftsentwicklung auf die Vermögens- und Finanzierungsstruktur von ALTANA auf. Hieraus können mögliche Maßnahmen für die Finanzierungsstrategie abgeleitet werden. Ergänzt wird die mittelfristige Finanzplanung durch Szenarioanalysen, die Sensitivitäten der wesentlichen Steuerungsgrößen auf relevante, insbesondere konjunkturbedingte Veränderungen des Marktumfelds transparent darstellen. Hieraus werden Reaktionsniveaus für mögliche Gegenmaßnahmen abgeleitet.