Voraussichtliche Entwicklung

Künftige Ausrichtung des Konzerns

Für die kommenden zwei Jahre ist keine grundlegende Veränderung der Konzernstrategie oder der Organisationsstruktur vorgesehen. Der Fokus auf wachsende Speziali­tätenmärkte und das Angebot innovativer Chemielösungen basierend auf den Anforderungen unserer Kunden werden weiterhin die Treiber für die Geschäftsentwicklung sein.

Der Eintritt in neue Marktsegmente oder Anwendungsbereiche sollte mittelfristig zu keiner wesentlichen Veränderung der Absatzstruktur führen. Auch die ausgewogene regionale Umsatzaufteilung sollte grundsätzlich stabil bleiben.

Es kann allerdings aufgrund von Akquisitionen zu einer Veränderung der Absatz- und Marktstrukturen kommen. Arrondierende Akquisitionen können dabei ebenso zu einer Verschiebung führen wie insbesondere die mögliche Inte­gration eines neuen Geschäftsbereichs.

Konjunktur- und Branchenausblick

Das globale gesamtwirtschaftliche Wachstum sollte sich 2020 gegenüber dem Vorjahr leicht erholen. Der Interna­tionale Währungsfonds (IWF) prognostiziert einen Anstieg der weltweiten Wirtschaftsleistung um 3,2 %. Damit läge das Wachstum über dem erwarteten Niveau des Jahres 2019 (2,9 %).

Wesentliche Treiber dieser Entwicklung werden voraussichtlich die Industrienationen sein, wobei die einzelnen Länder laut IWF sehr unterschiedlich vom weltweiten Aufschwung profitieren werden. In den USA wird sich das Wachstum demnach weiter abschwächen (von + 2,3 % in 2019 auf + 2,0 % in 2020). Im Wirtschaftsraum der Euro­zone prognostiziert der IWF hingegen einen leichten Zuwachs (von + 1,2 % in 2019 auf + 1,3 % in 2020). Für Deutschland rechnet der IWF damit, dass sich das Wachstumstempo 2020 mit 1,1 % gegenüber 2019 (+ 0,5 %) mehr als verdoppelt. Haupttreiber hierfür sind die Exporte, durch die die deutsche Industrie bei einer Stabilisierung der Weltwirtschaft deutlich profitieren dürfte. Jedoch sieht der IWF bei seiner Einschätzung für 2020 auch zahlreiche Risiken, die zu einer Ver­langsamung des weltweiten Wachstums führen könnten. Diese sind im Wesentlichen die steigende Unsicherheit in Bezug auf geopolitische Risiken, die zu einer Einschränkung von internationalen Handelsbeziehungen führen könnten sowie eine neuerliche Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China. Als weiteres Risiko sieht der IWF Probleme in Schwellenländern, unter anderem in Indien.

Das Wachstum in den Schwellenländern sollte 2020 laut Prognose des IWF über 4 % und damit oberhalb des Niveaus des Vorjahres liegen und das erwartete Wachstum der industriellen Volkswirtschaften (+ 1,6 %) überschreiten, jedoch mit einer deutlich geringeren Dynamik als noch in Vorjahren. Getragen wird diese Entwicklung weiterhin insbesondere durch die Volkswirtschaften in Asien. China und Indien wachsen am stärksten, jedoch ebenfalls auf niedrigerem Niveau als in den Vorjahren. Zudem hat sich insbesondere in Indien auf Basis der jüngsten Einschätzung des IWF zuletzt der Konsum stärker als erwartet abgeschwächt, sodass die Wachstumsprognosen für 2020 deutlich auf 5,8 % nach unten korrigiert wurden. Die Einschätzung für China wurde infolge der Coronavirus (SARS-CoV-2)-Infektionen im Februar 2020 von 6,0 % auf 5,4 % gesenkt. Die Region Lateinamerika sollte eine im Vergleich zum Vorjahr anziehende Wachstumsdynamik verzeichnen, die mit 1,6 % aber auf einem niedrigeren Niveau läge als für die aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien prognostiziert.

Für den allgemeinen Chemiesektor wird vor dem Hintergrund der globalen Konjunkturaussichten für 2020 ein Wachstum auf dem Niveau des Vorjahres erwartet. Die Branchenvereinigung American Chemistry Council (ACC) prognostiziert für 2020 einen Anstieg der weltweiten Chemieproduktion um 2,0 %, nach erwarteten 1,2 % im zurückliegenden Geschäftsjahr. Dieses Wachstum sollte vor allem durch die Chemieindustrie in Lateinamerika und in Europa getrieben werden. Aber auch in Asien sollte sich die Chemieproduktion positiv entwickeln.

Wir gehen auf Basis der konjunkturellen und branchenspezifischen Rahmenbedingungen davon aus, dass sich die allgemeine Nachfrage auf den für ALTANA relevanten Märkten grundsätzlich positiv, wenn auch regional und marktspezifisch unterschiedlich entwickeln wird. Inwieweit Veränderungen im Lagerverhalten entlang der Wertschöpfungskette die tatsächliche Nachfrage nach Produkten unserer Geschäftsbereiche beeinflussen, hängt in hohem Maße von der erwarteten kurz- bis mittelfristigen Entwicklung ab. Bewegungen der Lagerniveaus können zu wesentlichen Auswirkungen führen.

Die Preisentwicklung für Rohöl kann kaum verlässlich prognostiziert werden. Wir gehen davon aus, dass es in 2020 zu keinen wesentlichen Preisbewegungen kommen wird. Die Verfügbarkeit, die Preisgestaltung und die Verbrauchsmenge von Chemieprodukten unterliegen – in unterschiedlichem Ausmaß – dem Einfluss des Rohölmarktes. 

Zudem kann die Erwartung von Marktteilnehmern in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Ölpreises deutliche Veränderungen in der Lagerhaltung entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Chemiewirtschaft bewirken.

Wie bereits in den Vorjahren können auch 2020 die für ALTANA wesentlichen Wechselkursrelationen ausgeprägte Volatilitäten aufweisen. Ausschlaggebend für Wechselkursbewegungen kann neben der Entwicklung der regionalen Zinsniveaus und Wirtschaftsleistungen auch politische Einflussnahme sein. Da sich Intensität und Richtung der Währungskurse nicht prognostizieren lassen, sind konkrete Aussagen zum Einfluss nicht möglich. Konkrete Risiken, aber auch Chancen können sich aus einer Abweichung der tatsächlichen Wechselkursentwicklung zu unseren Plan­annahmen ergeben.

Erwartete Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage

Erwartete Umsatz- und Ergebnisentwicklung
Auf Basis des erwarteten Wachstums der globalen Wirtschaft gehen wir von einer positiven Entwicklung der Nachfrage für unsere Produkte und Dienstleistungen im Geschäftsjahr 2020 aus. Das operative Umsatzwachstum, also bereinigt um Wechselkurs- und Akquisitionseffekte, wird sich voraussichtlich im niedrigen einstelligen Prozentbereich bewegen. Dieses Wachstum sollte insbesondere aus einem Anstieg der Absatzmenge und positiven Produktmixeffekten resul­tieren.

Der nominale Umsatzanstieg 2020 sollte durch bereits vereinbarte Akquisitionen und potenzielle weitere Erwerbe höher ausfallen. Wir haben Ende 2019 neben dem im Januar 2020 erfolgten Erwerb der Aktivitäten der Gulf Scientific auch einen Vertrag über den Erwerb sämtlicher Anteile an der Schweizer Schmid Rhyner AG geschlossen. Die Integration der Schmid Rhyner, die auf Lösungen im Bereich der Druckveredelungen spezialisiert ist, sollte im ersten Quartal 2020 erfolgen. Wir erwarten darüber hinaus, dass der nominale Umsatzanstieg 2020 nur leicht durch negative Wechselkursveränderungen beeinflusst wird. Grundsätzlich sollten sich die Umsätze der Geschäftsbereiche operativ in dem gleichen Wachstumskorridor entwickeln wie der Konzernumsatz.

Wir gehen davon aus, dass sich bei den wesentlichen Funktionskostengrößen keine signifikanten Verschiebungen von Kostenquoten im Verhältnis zum Umsatz ergeben. Für die Materialkostenquote prognostizieren wir eine weitestgehend stabile Entwicklung auf dem Niveau des abgeschlos­senen Geschäftsjahres.

Für das Wachstum der Personalkosten und anderer fixer Kostengrößen planen wir für 2020 einen relativen Zuwachs, der etwa auf dem Niveau des Umsatzwachstums liegen sollte.

Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass sich die EBITDA-Marge 2020 leicht rückläufig in Richtung des unteren Randes unseres strategischen Zielkorridors von 18 % bis 20 % entwickeln wird. Der weitere Verlauf der Coronavirus (SARS-CoV-2)-Infektionen und dessen Auswirkungen auf Nachfrage-, Produktions- und Lieferprozesse lässt sich derzeit nicht abschätzen, kann aber in 2020 Einfluss auf unser Wachstum und die Ertragssituation in China und möglicherweise auch auf Konzernebene haben.

Nach 2020 erwarten wir eine anziehende Wachstumsdynamik bei grundsätzlich steigender Profitabilität.

Erwartete Vermögens- und Finanzlage
In der Bilanzstruktur dürften sich 2020 insgesamt keine wesentlichen Verschiebungen ergeben. Das Niveau unserer Investitionen in Sachanlagen und Immaterielle Vermögenswerte sollte sich in den kommenden zwei Jahren aufgrund strategischer Wachstumsprojekte leicht oberhalb unseres langfristigen Zielkorridors von 5 % bis 6 % vom Umsatz bewegen. Die Entwicklung der absoluten Werte des Net Working Capital sollte analog zum allgemeinen Geschäftsverlauf erfolgen, wobei wir jedoch eine leichte Verbesserung der Reichweiten anstreben.

Auf Basis der erwarteten Geschäftsentwicklung werden wir aus der betrieblichen Tätigkeit auch in den kommenden Jahren einen deutlich positiven Cash Flow erwirtschaften. Kurzfristig kann dieser jedoch unter den sehr guten Werten der vergangenen Jahre liegen. Den Mittelzufluss werden wir vornehmlich zur Finanzierung von Investitionen und für arrondierende Akquisitionen nutzen. In 2020 erfolgt zudem die planmäßige Tilgung des Schuldscheindarlehens.

Für die Kennzahlen des Wertmanagements planen wir für 2020 mit einem Rückgang gegenüber dem abgeschlossenen Geschäftsjahr. Dieser resultiert zum einen aus einem leichten Anstieg des operativen Kapitals aufgrund der erwarteten Investitionen und Akquisitionen sowie zum anderen aus einem rückläufigen operativen Ertrag.

Risiken

Die Steuerung des ALTANA Konzerns richtet sich an der definierten Strategie und den daraus abgeleiteten Zielgrößen aus. Durch Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds oder durch interne Einflussfaktoren kann es dazu kommen, dass die Strategie nicht erfolgreich umgesetzt oder Ziele nicht in der geplanten Zeit oder im geplanten Umfang realisiert werden können. Damit ALTANA auf solche Situationen bestmöglich vorbereitet ist, werden Risiken systematisch identifiziert, bewertet und im Rahmen von Entscheidungsprozessen berücksichtigt.

Um diese Risikopolitik auf allen Entscheidungsebenen zu verankern, haben wir ein konzernweites Risikomanagement etabliert, das vielfältige Informations-, Kommunikations- und Überwachungssysteme vereint. Kernelemente des Risikomanagements sind die strategische Unternehmensplanung, das interne Berichtswesen, das interne Kontrollsystem, die Compliance-Organisation sowie das Risikomanagement im engeren Sinne, also die Identifikation, Dokumentation und Bewertung von Risiken einschließlich der Ableitung geeigneter Vorsorge- und Gegenmaßnahmen.

Die strategische Unternehmensplanung ist eng verbunden mit der mittel- bis langfristigen Finanzplanung. Die daraus abgeleiteten Ziele werden in der monatlichen Berichterstattung über die Geschäftsentwicklung und der kurz­fristigen Finanzplanung auf den Erfüllungsgrad hin überprüft. Zusätzlich zur Analyse der aktuellen Geschäftslage werden die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr regelmäßig auf Ebene der Geschäftsbereiche umfassend erörtert. So können Abweichungen von geplanten Entwicklungen erkannt und bei Bedarf mögliche Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

Das interne Kontrollsystem definiert organisatorische und prozessuale Anforderungen, die der Abwehr von Schäden für das Unternehmen dienen. In Verbindung mit der etablierten Compliance-Organisation sollen mögliche Verstöße von Mitarbeitern gegen Richtlinien und Gesetze verhindert werden.

Unter Risikomanagement im engeren Sinne versteht ALTANA die systematische Erhebung, Bewertung, Dokumentation, Kommunikation und, sofern nicht bereits vorhanden, Ableitung von Maßnahmen bezüglich der relevanten Risiken. Es stellt damit auch einen wesentlichen Bestandteil des Risikofrüherkennungssystems nach § 91 Abs. 2 AktG dar, das vom Wirtschaftsprüfer einer freiwilligen Prüfung unterzogen wurde.

Die Prüfung ergab, dass es geeignet ist, bestandsgefährdende Risiken frühzeitig zu erkennen.

Identifizierte Risiken werden in einheitlicher Weise bewertet. Auf Basis von Eintrittswahrscheinlichkeiten und erwarteten Schadenshöhen werden die sogenannten bewerteten Risiken ermittelt. In Abhängigkeit des bewerteten Risikos können Einzelrisiken kategorisiert werden. Sehr hohe Risiken sind solche mit einem für die kommenden zwölf Monate bewerteten Risiko von 25 Mio. € oder höher. 

Einzelrisiken mit einem bewerteten Risiko zwischen 12 und 25 Mio. € werden als hoch klassifiziert, solche mit einem bewerteten Risiko zwischen 5 und 12 Mio. € als mittel eingeordnet und solche mit einem bewerteten Risiko von unter 5 Mio. € als gering klassifiziert. Die aus der Bewertung resultierende Priorisierung bestimmt Schwerpunkte für die Erarbeitung und Einleitung von Gegenmaßnahmen, um potenzielle Risikoauswirkungen zu verhindern oder zu reduzieren.

Die nachfolgend beschriebenen Einzelrisiken und Risikofelder sind grundsätzlich in der Lage, die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage des Konzerns teilweise erheblich nachteilig zu beeinflussen und somit eine negative Abweichung von der prognostizierten voraussichtlichen Entwicklung herbeizuführen. Bei Einzelrisiken der Kategorien „mittel“, „hoch“ und „sehr hoch“ gehen wir auf Veränderungen in der Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr ein. 

Konjunkturelle und Branchenrisiken
Die Entwicklung der weltweiten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielt eine entscheidende Rolle für die Geschäftsentwicklung. Insbesondere die Konjunkturentwicklungen in den für ALTANA bedeutenden Wirtschaftsnationen USA, China und Deutschland bestimmen die Richtung und die Intensität der Nachfrage nach unseren Produkten.

Eine globale Wirtschaftskrise mit einem Einbruch der volkswirtschaftlichen Entwicklung würde zu deutlichen Umsatzrückgängen mit entsprechenden Ergebnisauswirkungen führen. Aber auch regional begrenzte Rezessionen in für uns wesentlichen Absatzmärkten können die Geschäftsentwicklung erheblich beeinflussen. Wir versuchen, mit der globalen Ausrichtung unserer Vertriebsaktivitäten die Abhängigkeit von regionalen oder nationalen Einzelmärkten so zu gestalten, dass die Auswirkungen geografisch begrenzter Wirtschaftskrisen auf den Konzern beschränkt sind.

So vereinen aktuell die USA als das für uns bedeutendste Einzelland knapp 20 % des gesamten Konzernumsatzes auf sich. Auch die Aufteilung unserer Geschäftsaktivitäten auf die Kernregionen Europa, Asien und Amerika weist eine ausgeglichene Struktur auf.

Gleichzeitig aktualisieren wir im Rahmen des internen Berichtswesens kontinuierlich unsere Einschätzung zur regionalen Konjunkturentwicklung, um auf absehbare Auswirkungen mit der Steuerung unserer Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsaktivitäten reagieren zu können.

Auf langfristige Verschiebungen in der regionalen Bedeutung der Absatzmärkte reagieren wir mit der Anpassung unserer Vertriebs- und lokalen Produktions- und Organisationsstrukturen.

Neben den allgemeinen Konjunkturrisiken existieren marktbezogene Absatzrisiken, die einzelne Produktgruppen oder Anwendungsbereiche betreffen. Vor allem mittel- bis langfristige Trends, die strukturell eine rückläufige Nachfrage in unseren Zielmärkten auslösen, können dazu führen, dass wir unsere Wachstums- und Profitabilitätsziele nicht erreichen. Auch branchenbezogenen Absatzrisiken versuchen wir mit einer breiten Streuung unseres Angebots entgegenzuwirken. Wir beliefern viele unterschiedliche Industrien, die ihre Endprodukte wiederum in diversen Märkten absetzen. Daher ist die Abhängigkeit von den zugrunde liegenden Märkten begrenzt. Unsere Analysen weisen für den wichtigen Absatzmarkt Automotive einen Umsatzanteil von unter 20 % aus. Auch der Umsatzanteil anderer für ALTANA bedeutender Industriesektoren, wie zum Beispiel die grafische Industrie und der Bausektor, sollte bei maximal 20 % liegen.

Die Analyse unserer branchen- und anwendungsbe­zogenen Umsätze ist Bestandteil unseres jährlichen Strategieprozesses. Dabei prüfen wir auch die Veränderung der zukünftigen Wachstumspotenziale durch Nachfragetrends und Technologieentwicklungen und passen gegebenenfalls die strategische Ausrichtung in den einzelnen Geschäftsbereichen an.

Das Eintreten einer weltweiten Wirtschaftskrise sowie das Aufkommen regionaler Wirtschaftskrisen stellen zwei bedeutende Konjunktur- und Branchenrisiken dar, die in 2019 den Risikoklassen „hoch“ bzw. „mittel“ zugeordnet und im Vorjahr noch als „sehr hohes“ bzw. „hohes“ Risiko klassifiziert wurden. Im Geschäftsjahr 2019 haben sich unsere Einschätzungen zur Eintrittswahrscheinlichkeit beider Risiken aufgrund der anhaltend hohen Unsicherheit zur Konjunkturentwicklung aufgrund diverser makroöko­nomischer Risiken nicht ver­ändert. Da jedoch eine verhaltene Marktentwicklung bereits in der mittelfristigen Finanzplanung berücksichtigt wurde, sind die potenziellen Schadenshöhen gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das bewertete Risiko ist ebenfalls bei beiden Einzelrisiken gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Absatzrisiken
Absatzrisiken resultieren vor allem aus einer steigenden Wettbewerbsintensität oder Verschiebungen in der Kundenstruktur. Hierzu zählen auch Absatzrisiken für einzelne Produkte oder Produktgruppen aufgrund spezifischer Nachfragetrends.

In der Folge kann es zu sinkenden Umsatzerlösen kommen, die sowohl durch rückläufige Absatzmengen als auch durch nachgebende Preise herbeigeführt werden können. Da es uns in vielen Fällen nicht möglich ist, die Kostenstruktur kurzfristig anzupassen, kann dies zu einem Rückgang der Profitabilität führen.

Wir begegnen Absatzrisiken mit einer kontinuierlichen Optimierung unseres Produkt- und Leistungsportfolios, vor allem auf der Basis unserer Innovationskraft. Dabei ist entscheidend, dass wir frühzeitig in der Entwicklungsarbeit die enge Abstimmung mit unseren Kunden suchen, um uns an Marktbedürfnissen auszurichten. Mit unserer Innova­tionsstrategie können wir einer Verschärfung der Wettbewerbssituation in unseren Märkten entgegenwirken.

Zu wesentlichen Veränderungen in der Kundenstruktur kann es durch den Wegfall, Zusammenschlüsse oder auch die Rückwärtsintegration von Kunden kommen. Aufgrund unserer sehr diversifizierten Kundenstruktur sind diese Risiken allerdings begrenzt. Zudem pflegen wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kernkunden im Rahmen unseres Key Account Managements.

Die Gruppe der Absatzrisiken ist von der Größenordnung des bewerteten Risikos unverändert als „mittel“ eingestuft. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich nur geringfügige Veränderungen unserer Einschätzungen zu Eintrittswahrscheinlichkeiten und Schadenshöhen ergeben.

Risiken aus Unternehmenszukäufen und Beteiligungen
Neben dem operativen Wachstum spielen die Übernahmen von Unternehmen, Geschäftsaktivitäten oder Technologien für ALTANA eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Strategie des nachhaltig profitablen Wachstums. Je nach Größenordnung der übernommenen Aktivitäten kann eine mangelhafte Integration dazu führen, dass die Ertragslage des Konzerns belastet und der finanzielle Spielraum ein­geschränkt wird. Auch kann es bei einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung gegenüber den zum Zeitpunkt des Kaufs erwarteten Annahmen zu ergebnisbelastenden Wertminderungen von Vermögenswerten kommen.

Um die Auswirkungen dieser Risiken aus Zukäufen zu minimieren, prüfen wir die Akquisitionsziele systematisch und umfassend und analysieren sie im Rahmen eines mehrstufigen Genehmigungsprozesses sehr genau.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich für das bewertete Risiko für Wertminderungen von Vermögenswerten aus Akquisitionen, das wir als mittleres Risiko klassifizieren, eine Erhöhung ergeben. Die unverändert schwache konjunkturelle Lage im industriellen Sektor hat im vergangenen Jahr zu unter den Erwartungen liegenden Geschäftsentwicklungen geführt, was zwangs­läufig zu einer Steigerung von Impairmentrisiken führt. 

Beschaffungsrisiken
Eine Einschränkung der Verfügbarkeit von einzelnen Rohstoffen oder erhebliche Preiserhöhungen für Rohstoffe, die wir nicht kurzfristig oder nur anteilig an die Märkte weiter­geben können, stellen die wesentlichen Beschaffungsrisiken dar. Aus diesen können Belastungen für die Ertragslage des Konzerns resultieren.

Wir analysieren ständig die Marktsituation auf den für ALTANA relevanten Rohstoffmärkten. Dadurch können wir sowohl Preistrends als auch strukturelle Verschiebungen auf der Anbieterseite frühzeitig identifizieren und Maßnahmen vorbereiten. Diese Erkenntnisse fließen in die Gestaltung unserer Lieferkontrakte ein. Gleichzeitig berücksichtigen wir Rohstoffpreisvolatilitäten auch im Rahmen unserer Kun­denbeziehungen. Um Preiserhöhungen kurzfristig an die Märkte weitergeben zu können, nutzen wir die Flexibilität von Preismechanismen und Preisbindungsfristen.

Die Gruppe der Beschaffungsrisiken ist gegenüber dem Vorjahr unverändert als mittleres Risiko eingestuft. Aufgrund einer gesunkenen Eintrittswahrscheinlichkeit und leicht rückläufiger Schadenshöhen hat sich jedoch das Risiko im abgelaufenen Geschäftsjahr leicht verringert.

Finanzmarktrisiken
Finanzmarktrisiken betreffen im Wesentlichen kurzfristige und deutliche Veränderungen von Wechselkursrelationen und Zinssätzen sowie Kreditausfallrisiken und die Deckung von Finanzmittelbedarfen.

Aus Wechselkursschwankungen können durch die Umrechnung von Fremdwährungspositionen in die Konzernwährung Euro ebenso Belastungen auf Konzernumsatz und Ergebnisentwicklung (Translationsrisiken) resultieren wie auch im Rahmen von Geschäften in Fremdwährung (Transaktionsrisiken). Das Translationsrisiko kategorisieren wir – wie im Vorjahr – als mittleres Risiko. Zinssatzveränderungen beeinflussen die Finanzierungskosten. Der Ausfall von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder von Finanzforderungen kann die Ertragslage und auch die Finanzmit-telausstattung des Konzerns nachteilig beeinflussen. Eine mangelnde Verfügbarkeit von Finanzmitteln für die Umsetzung von Akquisi­tionen oder wesentlichen Investitionsprojekten kann dazu führen, dass wir unsere strategischen Ziele verfehlen.

Materielle Transaktionsrisiken sichern wir in den Fällen über Devisentermingeschäfte ab, in denen wir mit hinreichender Sicherheit von einer Realisierung des zugrunde liegenden Geschäfts ausgehen. Bei Risiken aus der laufenden Geschäftstätigkeit wird der erwartete Gesamtbetrag anteilig in verschiedenen Tranchen abgesichert, um kurzfristige Wechselkursschwankungen auszugleichen.

Weiterführende Informationen zur Bewertung und Bilanzierung von Sicherungsgeschäften finden sich im online verfügbaren Konzernabschluss auf Seite 60 ff. (Punkt 28).

Zur Minimierung von Kreditausfallrisiken sind systematische Prüfungen der Bonität und des Zahlungsverhaltens unserer Kontrahenten vorgesehen. Dies betrifft sowohl die Kunden als auch unsere Geschäftsbanken und andere Geschäftspartner, bei denen Zahlungsausfälle einen Einfluss auf unsere Finanzsituation haben können.

Die Verfügbarkeit von Finanzmitteln sichern wir über die zentrale Steuerung und Überwachung der konzernweiten Finanzmittelbestände. Zudem wird über die Nutzung verschiedener Finanzierungsinstrumente ebenfalls zentral ein Finanzmittelrahmen zur Verfügung gestellt. Dieser kann genutzt werden, um kurz- bis mittelfristig ungeplante Finanzbedarfe (z. B. aufgrund von Akquisitionen) zu decken.

Unsere Einschätzung der Finanzmarktrisiken ist im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Die Bewertung für das wesentliche Einzelrisiko in dieser Risikogruppe, nämlich negative Ergebniseffekte aus Wechselkursveränderungen, verzeichnete bei gleichbleibender Eintrittswahrscheinlichkeit eine gegenüber dem Vorjahr leicht gesunkene potenzielle Schadenshöhe. Die anhaltend hohen Zuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit und der bestehende allgemeine Finanzmittelrahmen reichen weiter aus, um die erwarteten Abflüsse für Investitionen, Tilgungen und Dividenden zu decken.

Innovationsrisiken
Für ALTANA stellt die Innovations- und Technologieführerschaft einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Als Anbieter von teilweise hochspezialisierten Chemieprodukten ist es wichtig, kontinuierlich mit neuen Produkten am Markt präsent zu sein und von unseren Kunden als kompetenter und inno­vativer Partner wahrgenommen zu werden. Gelänge dies zukünftig nicht mehr, könnten sich Risiken für das nach­haltige Wachstum, das Erreichen unserer Rentabilitätsziele sowie die Positionierung von ALTANA in den relevanten Märkten ergeben. Gleiches gilt für den Fall, dass Wettbewerber von uns genutztes, aber nicht geschütztes Know-how patentieren, das dann für ALTANA nicht mehr – oder nur mit zusätzlichem Aufwand – nutzbar wäre.

Mit unserer auf allen Organisationsebenen gelebten Innovationskultur stellen wir die Bedeutung der Innovation heraus und sichern somit deren Stellenwert. Sowohl dezentral als auch auf Konzernebene werden die Aktivitäten in Forschung und Entwicklung kontinuierlich anhand von finanziellen und nicht-finanziellen Kriterien bewertet und gesteuert. Indem wir überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung investieren, wobei vor allem Produktanpassungen und -neuentwicklungen im Vordergrund stehen, können wir stetig individuell auf aktuelle Kundenbedürfnisse zugeschnittene Produkte am Markt einführen und so unsere Wettbewerbsposition positiv beeinflussen.

Der Schutz des erarbeiteten Know-hows über Patente ist wichtig, um einen Wissensvorsprung auch in wirtschaftlichen Erfolg umzuwandeln. Dazu gehört auch, aktuell genutzte Technologien oder Verfahrens- und Produkteigenschaften so abzusichern, dass diese nicht von anderen Unternehmen genutzt werden können.

Durch eine Ausweitung der Aktivitäten im Bereich digitaler Anwendungen und Geschäftsmodelle und den damit im Zusammenhang stehenden Risiken kam es bei der Einschätzung der Innovationsrisiken im Jahr 2019 zu einer leichten Erhöhung gegenüber dem Vorjahr. Das Innovationsrisiko ist jedoch insgesamt weiterhin als geringes Risiko eingestuft.

Sonstige Risiken
Produktionsrisiken betreffen technische Störungen oder menschliches Versagen im Produktionsbereich, die zu Personen- oder Umweltschäden führen können. Unser Ziel ist es, durch den Betrieb von voneinander unabhängigen Produktionslinien die Folgen eines Maschinenausfalls auf die Wertschöpfungskette möglichst zu minimieren. Die Schulung in unseren klar definierten Prozess- und Qualitätsstandards ist für unsere Belegschaft in den jeweiligen Bereichen verpflichtend. Zudem schließen wir entsprechende Sachschaden- und Ausfallversicherungen ab.

Informationstechnologien bilden die Basis nahezu aller Geschäfts- und Kommunikationsprozesse bei ALTANA. Auf Ausfälle oder Störungen von IT-Systemen können weitreichende Beeinträchtigungen in allen Wertschöpfungsstufen des Konzerns folgen, die wesentliche Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben können (IT-Risiken). Hinzu kommen mögliche Risiken aus dem Verlust von Daten oder der Entwendung von Geschäftsgeheimnissen. Der reibungslosen Verfügbarkeit von IT-Anwendungen und IT-Services misst ALTANA eine hohe Bedeutung bei. Um dies zu gewährleisten, sind entsprechende Prozesse und Organisationsstrukturen etabliert. Für den Fall von wesentlichen Störungen oder Datenverlusten existieren Notfallpläne.

Die Lieferung fehlerhafter Produkte kann Personen-, Sach- oder Umweltschäden hervorrufen und damit Haftungsrisiken auslösen. Dies kann wesentliche Auswirkungen auf die Vermögenslage des Konzerns haben. Wir minimieren dieses Risiko durch eine hohe Prozessstandardisierung in der Produktion und umfassende Maßnahmen der Qualitätskontrolle. Zusätzlich führen wir laufend Analysen zur Einschätzung des Gefährdungspotenzials unserer Einsatzstoffe und unserer Produkte durch und schließen Versicherungen ab.

Die Veränderung von politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen kann zu Beschränkungen für den Waren- oder Devisenverkehr führen. Auch kann infolge politischer Unruhen der Zugriff auf Vermögenswerte des Konzerns in betroffenen Ländern erschwert oder sogar verhindert werden. Regulatorische Anpassungen können hingegen dazu führen, dass bestimmte Produkte oder Inhaltsstoffe nicht mehr oder nur mit starken Einschränkungen verarbeitet oder vertrieben werden dürfen. Wir analysieren stetig das politische Umfeld in den für uns wesentlichen Ländern und berücksichtigen aktuelle Tendenzen in der Bewertung von Geschäftsbeziehungen. Direktinvestitionen nehmen wir nur in solchen Ländern vor, in denen wir von einer hohen Stabilität des politischen Umfelds ausgehen. An für uns wesentlichen Gesetzgebungsverfahren und Diskussionen zu Änderungen im regulatorischen Umfeld beteiligen wir uns aktiv und können durch diese Beteiligung schon frühzeitig mögliche neue Anforderungen antizipieren.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr haben sich bei weitgehend unveränderten Wahrscheinlichkeiten die Schadenswerte, insbesondere bei Risiken aufgrund tarifärer Handelshindernisse und aufgrund fortlaufender Initiativen zur Regulierung von chemischen Produkten in verschiedenen Ländern, erhöht. 

Das Vereinigte Königreich hat am 31. Januar 2020 die Europäische Union mit einem Austrittsabkommen verlassen. Dieses sieht zunächst eine Übergangsphase bis zum 31. Dezember 2020 vor, in der sich aus wirtschaftlicher Sicht keine wesentlichen Änderungen zur bisherigen Situation ergeben sollten. Sofern bis zum Ende der Übergangsfrist kein umfängliches Handelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union abgeschlossen und ratifiziert wird, besteht weiterhin das Risiko einer mit­telfristigen Einschränkung von Geschäftsbeziehungen. Dieses Szenario stellt für ALTANA nach wie vor kein wesentliches Einzelrisiko dar. Aufgrund des im vergangenen Jahr mehrfach verschobenen Austritts haben wir bereits 2019 alle Maßnahmen identifiziert und vorbereitet, die in einem solchen Falle umzusetzen wären. Mögliche potenzielle Ergebnis­belastungen, die aus gestiegenen Zöllen und erhöhten administrativen Aufwendungen für Ein- und Ausfuhren resultieren können, schätzen wir in ihrer absoluten Höhe als gering ein. Daneben besteht das vergleichsweise geringe Risiko, dass die Verfügbarkeit von Rohstoffen durch den Wegfall von REACH-Zertifizierungen für bisher nur im Vereinigten Königreich registrierte Produkte eingeschränkt wird. 

Aus Verstößen gegen Gesetze (Compliance-Risiken) können Haftungsrisiken und Reputationsschäden entstehen, die eine wesentliche Auswirkung auf die Ertrags- und Vermögenslage des Konzerns haben können. Diesen Risiken wirken wir im Rahmen unseres Compliance Management-Systems entgegen, auch indem wir unsere Mitarbeiter regelmäßig über relevante gesetzliche Anforderungen informieren und schulen.

Eine wichtige Basis für den langfristigen Erfolg sind kompetente und engagierte Mitarbeiter. Sollten wir zukünftig nicht in der Lage sein, geeignete Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren und zu halten, bestehen Risiken für die erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie (Personalrisiken). Um diesen Risiken zu begegnen, bietet ALTANA ein anspruchsvolles Arbeitsumfeld und ein attraktives Vergütungssystem, ergänzt um vielfältige Programme zur Altersvorsorge und Vermögensbildung. Zudem bilden wir sowohl Nachwuchskräfte als auch Fach- und Führungskräfte regelmäßig weiter.

Durch die länderübergreifende Auswirkung von Krankheiten und in deren Folge gegebenenfalls notwendigen Maß­nahmen zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung können Produktionsprozesse und / oder Lieferketten beeinträchtigt bzw. unterbrochen werden. Damit besteht das Risiko eines wirtschaftlichen Schadens. Da in der Regel diese Risiken räumlich und zeitlich begrenzt eintreten sollten, schätzen wir die Auswirkungen für ALTANA aufgrund unserer dezen­tralen Strukturen mit global verteilten Standorten jedoch als generell gering ein. Der weitere Verlauf der Coronavirus (SARS-CoV-2)-Infektionen kann Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere in China, möglicherweise aber auch darüber hinaus haben. Sowohl die Dauer als auch die konkreten Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung für ALTANA in 2020 lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht quantifizieren.

Ordnungsmäßigkeit der Konzernrechnungslegung
Wesentliche rechnungslegungsbezogene Risiken entstehen insbesondere durch die Verarbeitung außerordentlicher und nicht routinemäßiger Sachverhalte. Hierzu gehören unter anderem die erstmalige Einbeziehung von zugekauften Unternehmen oder Unternehmensteilen sowie die Abbildung des Verkaufs von Konzernvermögen. Auch die Bilanzierung von Finanzinstrumenten birgt aufgrund der komplexen Bewertungsstruktur Risiken. Hinzu kommen die Risiken aus dolosen Handlungen.

Bei ALTANA wird die Konzernrechnungslegung durch eine eigene Fachabteilung innerhalb der Konzernholding koordiniert und überwacht. Ein Kernbestandteil des Kontrollsystems beinhaltet die zentral durch diesen Bereich für alle Gesellschaften vorgegebenen Richtlinien, Prozessbeschreibungen und Terminvorgaben, die ein standardisiertes Vorgehen bei der Abschlusserstellung gewährleisten. Hinzu kommt, dass für komplexe Sachverhalte die erforderlichen Instrumente zur einheitlichen Bilanzierung zentral für alle Konzerngesellschaften vorgehalten werden. Im Rahmen der Erfassung außerordentlicher Vorgänge und komplexer Spezialthemen werden regelmäßig externe Gutachten, Beratungen und Stellungnahmen eingeholt.

Die Erstellung der Einzelabschlüsse der Konzerngesellschaften erfolgt dezentral durch die Buchhaltungen vor Ort. Die Abschlusserstellung unter Berücksichtigung der Konzernvorgaben sowie länderspezifischen Rechnungslegungsvorschriften liegt damit in der Verantwortung der einzelnen Gesellschaft.

Die zur Abschlusserstellung notwendigen Arbeitsschritte werden dabei so definiert, dass wichtige Prozesskontrollen integriert sind. Hierzu gehören Vorgaben zur Funktionstrennung und Aufteilung von Verantwortlichkeiten, zu Kon­trollmechanismen und zu Zugriffsregelungen im IT-System. Die Richtigkeit und Vollständigkeit der Jahresabschlüsse wird durch die jeweilige Geschäftsführung explizit gegenüber der Konzernführung bestätigt. Wesentliche Abschlüsse werden zudem durch den jeweils zuständigen Abschlussprüfer oder Konzernabschlussprüfer einer Prüfung unterzogen.

Die lokalen Rechnungslegungsabschlüsse werden über standardisierte Formate und Prozesse in einem zentralen IT-System erfasst und konsolidiert. Auf der Ebene der Geschäftsbereiche und der Holding werden zahlreiche, sowohl manu­elle als auch IT-gestützte, Kontrollmechanismen angewandt. Diese umfassen die Analyse und Plausibilitätsprüfung der gemeldeten Daten und der Konsolidierungsergebnisse, sowohl durch das Konzernrechnungswesen als auch durch den Bereich Controlling und andere Fachabteilungen. Notwendige Korrekturen von Abschlussdaten werden grundsätzlich auf Ebene der Einzelgesellschaft vorgenommen, um die Einheitlichkeit und Überleitung der Daten sicher­zustellen.

Für die Abschlusserstellung relevante Sachverhalte, Prozesse und Kontrollsysteme werden durch die Abschluss- und Konzernabschlussprüfer geprüft. Der Wirtschaftsprüfer berichtet über die Prüfung direkt an den Aufsichtsrat und seinen Prüfungsausschuss. Hinzu kommen Prüfungen durch den zentralen Fachbereich Interne Revision.

Nach jedem Abschlussprozess werden die in den unterschiedlichen Ebenen erkannten Optimierungspotenziale analysiert und notwendige Anpassungen der Prozesse vorgenommen.

Chancen

Die Identifizierung und Bewertung von Chancen für die zukünftige Geschäftsentwicklung ist in die unterschied­lichen Planungs-, Analyse- und Steuerungsprozesse inte­griert.

Im Rahmen der strategischen Planung analysieren wir Nachfragetrends sowie Markt- und Technologieentwicklungen im Hinblick auf wertschaffende Handlungsoptionen für ALTANA. Zusätzlich befassen sich die Geschäftsbereiche laufend mit den Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Absatzmärkte. Während der Finanzplanungsprozesse werden die Auswirkungen von Handlungsoptionen bewertet und dis­kutiert, um zukünftige Chancen optimal nutzen zu können. Schließlich werden mögliche Chancen für die kurzfristige Geschäftsentwicklung zusammen mit den bestehenden Risiken ausführlich auf allen Managementebenen behandelt.

Im Folgenden sind die wesentlichen Chancen beschrieben, die dazu führen können, dass ALTANA die kurz-, mittel- oder langfristigen Ziele übertrifft. Die Reihenfolge entspricht dabei der Einschätzung zu den Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung.

Konjunktur- und Branchenentwicklung
Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld in den für ALTANA wichtigen etablierten und aufstrebenden Industrieregionen, insbesondere in den USA, China und Europa, besser ent­wickeln als von uns prognostiziert, so kann dies zu unerwarteten Wachstumsimpulsen führen. In deren Folge kann sich auch die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen positiver entwickeln und die Prognosen übertreffen. Gleiches gilt für das Wachstum in den wichtigen Schwellenländern Asiens und Südamerikas. Sollte sich das Wachstum hier über die erwarteten Größen hinaus beschleunigen, sollten wir aufgrund unserer Marktpositionen überproportional davon profitieren können.

Neben der regionalen Ausprägung können Wachstumsimpulse auch aus einzelnen Branchen resultieren. Insbe­sondere eine positive Entwicklung des Automobilsektors, des Bausektors und eine Trendumkehr bei der Verwendung silberner und grauer Farbtöne im Konsumsektor können zusätzliche Potenziale eröffnen.

Innovation
Die stetige Weiterentwicklung des Produkt- und Leistungsportfolios ist eine wichtige Voraussetzung, um langfristig unsere Strategie des profitablen Wachstums fortzusetzen. Sollte es ALTANA gelingen, die Innovationskraft schneller auszubauen und den Anteil an neuen Produkten mit einem hohen Nachfragepotenzial über das Zielniveau hinaus zu steigern, ergäben sich noch stärkere Wachstumsperspektiven. Das Gleiche gilt für den Eintritt in neue Märkte und das Eröffnen neuer Anwendungsfelder für unsere Produkte.

Unternehmenszukäufe und Portfoliomaßnahmen
Akquisitionen spielen für ALTANA eine zentrale Rolle für die langfristige Wertschaffung. In den letzten Jahren haben wir den Konzern kontinuierlich über Zukäufe strategisch weiterentwickelt. Gleichzeitig haben wir das Portfolio auch um diejenigen Aktivitäten bereinigt, die nicht den strate­gischen Kriterien entsprachen und für die langfristig keine Wertschaffungsperspektive innerhalb des Konzerns existierte.

Auch in Zukunft werden wir durch den Zukauf von Unternehmen und Aktivitäten wachsen. Dies ist eine elementare Voraussetzung, um unsere strategischen Wachstums­ziele zu erreichen. Sollten sich hierbei zukünftig über den Erwartungen liegende Möglichkeiten ergeben, können uns neue Aktivitäten dabei unterstützen, Marktpositionen zu stärken und neue Marktsegmente zu erschließen. Dies könnte sich positiv auf das Erreichen unserer strategischen Ziele auswirken.

Synergien
ALTANA ist ein in hohem Maße dezentral geführter Konzern, in dem in einigen Bereichen der Wertschöpfungskette und in einzelnen Managementfunktionen zentrale Einheiten die Geschäftsbereiche koordinierend unterstützen. In dem Maße, wie es uns gelingt, die Vernetzung innerhalb des Konzerns stärker als geplant voranzutreiben, können sich auch weitere Potenziale zur Effizienzsteigerung ergeben.

Gesamtaussage des Vorstands zur voraussichtlichen Entwicklung des Konzerns inklusive Gesamtbild zur Risiko- und Chancenlage

Für 2020 gehen wir insbesondere in der zweiten Jahreshälfte von einem etwas stärkeren globalen Wirtschaftswachstum als im Vorjahr aus. In diesem Umfeld prognostizieren wir für ALTANA ein operatives Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich bei leicht geringerer Ergebnisprofitabilität. Die bereits vereinbarten Akquisitionen werden zu zusätzlichem Umsatzwachstum führen, die Kennzahlen für die wertorientierte Unternehmenssteuerung aber vorübergehend abschwächen. 

Die Risiken von Belastungen aus einer gegenüber unseren Erwartungen verschlechterten oder sogar rezessiven Entwicklung der Weltwirtschaft oder in wichtigen Kernregionen schätzen wir als weiterhin existent ein. Darüber hinaus resultieren wesent­liche Risiken für die kurzfristige Umsatz- und Ergebnisentwicklung aus einer höheren Preisvolatilität auf den Rohstoffmärkten, Wertminderungen für im Rahmen von Akquisitionen übernommenen immateriellen Vermögenswerten und aus kurzfristigen Schwankungen der Wechselkursrelationen.

Insgesamt haben wir keine Risiken festgestellt, die den Fortbestand des ALTANA Konzerns gefährden können. Den Risiken stehen Chancen gegenüber, die zu einer über den skizzierten Prognosen liegenden Umsatz- und Ergebnisentwicklung führen können.